Wenn 2010 nicht ein so wunderbar belebtes Spielejahr gewesen wäre, könnte ich eigentlich fast nur Negatives berichten. Für mich persönlich lief es leider nicht so rosig und darum freut es mich umso mehr, dass ich in meinem kleinen Spielerückblick doch das ein oder andere Positive sagen kann. Ich habe zwar in Rückblicken immer das Gefühl, als würde ich mich wiederholen, denn eigentlich habe ich mich ja über die meisten Spiele bereits geäußert. Andererseits schwelge ich doch gerne in Erinnerungen und manchmal ändern sich Meinungen ja auch. Das ist wie mit dem Wein und mit dem Alter, ihr wisst schon.
Wie bei vielen Spielern begann mein 2010 mit dem wunderbaren Mass Effect 2, welches ich im Laufe des Jahres gleich mehrmals durchspielte. So erging es mir schon mit dem ersten Teil der Serie, seitdem bin ich quasi zu einem wandelnden Mass Effect-Lexikon mutiert. Die Schnapsidee, mir alle Achievements zu holen war die eine Motivation. Die Andere war schlicht und ergreifend die Liebe zum Spiel, den Charakteren und dem großartig gestalteten Universum. Es gibt kaum ein Spiel – oder sagen wir Spieleserie – die mich je so sehr interessiert und in ihren Bann gezogen hat. Dank dem sehr gelungenen DLC, wurde die Welt um Commander Shepard über das ganze Jahr hinweg ständig erweitert und bereichert. Aus diesem und vielen anderen Gründen ist Mass Effect 2 auch mit Abstand mein Spiel des Jahres. Ob es nun ein typischer Mittelteil einer Trilogie zu sein scheint oder nicht, ist für mich genauso redundant wie die Frage, ob Mass Effect 2 mehr RPG oder Third-Person-Shooter ist. Ich wurde während des spielens zig Mal berührt, immer wieder überrascht und über etliche Stunden sehr gut unterhalten, was kümmert mich da noch das Genre. Die Freude auf Teil 3 ist grenzenlos!
Als ich dann irgendwann das Gleichgewicht verlor und aus meinem Raumschiff fiel, landete ich direkt im durchnässten Heavy Rain vom verhassten David Cage – ich nenne ihn auch gerne den Peter Molyneux der Playstation 3. Es gibt ja wirklich Leute da draußen, die wussten vorher schon das sie das Spiel beschissen finden würden und die es dann wirklich gespielt haben um sicher zu gehen, ob es denn wirklich so beschissen geworden ist, wie sie es sich in ihren feuchten Träumen ausgemalt haben. Die haben quasi mit Absicht und vollkommen bewusst ihre Zeit verschwendet, ja gibt es denn sowas? Ein bißchen befremdlich ist das schon für mich, aber lassen wir das. Im Nachhinein betrachtet ist das einzige, was an Heavy Rain wirklich schlecht geworden ist die Story, der miese Krimi, ja lediglich das schlecht Durchdachte an 3 bis 4 Stellen. Ich finde es im Grunde mehr ärgerlich, als wirklich schlecht. Es hätte doch nur einen guten Drehbuchautor gebraucht, Herr Cage! Ach egal, dieser bittere Beigeschmack machte sich erst einige Tage nach dem Durchspielen breit. Diese eine Nacht, in der ich Heavy Rain durchgespielt habe, war eines der besten Spielerlebnisse 2010. Beklemmend, spannend, paralysierend. Und egal, ob das Spiel nun mutig ist, oder banal, oder schlecht, oder fantastisch – es ist einfach anders als all das, was vorher da gewesen ist. Und schön sieht es aus, auch wenn mir das nicht wirklich wichtig ist. Und ich würde es wieder spielen, weil ich auch Bücher von Steven King lese und Filme von Steven Spielberg schaue. Die sind manchmal auch uuuunreeeeaaaalistisch und verarschen mich nach Strich und Faden. Pöh! Macht trotzdem Spaß.
Nach viel Regen folgt ja oftmals Sonnenschein und so widmete ich mich dann einer der wohl schönsten Spielfiguren der letzten Zeit: Lightning in Final Fantasy XIII. Mich hat all die Jahre zuvor die Serie aus mir unbekannten Gründen nicht sonderlich interessiert und deshalb ist Teil 13 auch mein erstes Final Fantasy gewesen. Ich konnte also ganz unbedarft an die Sache herangehen und war deshalb wahrscheinlich eine der wenigen, die dieses Spiel ganz hervorragend fanden. Der zugegebenermaßen etwas zähe Einstieg missfiel mir nur marginal, ich störte mich weder an der Linearität, noch dem langsamen Erzähltempo der Geschichte. Je weiter ich kam, desto anspruchsvoller wurden die Kämpfe, die Charaktere bekamen immer mehr Tiefgang und das gesamte Spiel entwickelte sich zu einem kleinen Juwel. Nach dem cineastischen Finale sowie knapp 60 Stunden Spielzeit später konnte ich sagen, dass Final Fantasy XIII nicht nur spielerisch lohnenswert gewesen ist, sondern auch eine wunderbare Geschichte mit viel Gefühl und Zeitgeist erzählt hat.
Nach dem Abschied von Lightning und Co. stieg ich in die Postkutsche und es ging raus aus dem futuristischen Grand Pulse und rein in die Provinz, auf eine kleine Farm in New Austin. Als John Marston streifte ich in Red Dead Redemption über mehrere Wochen durch die Prärie, habe Pferde gezähmt, Kräuter gesammelt, Ganoven den Arsch weggeballert und habe hin und wieder auch einsam am Lagerfeuer den Sonnenuntergang betrachtet. Letzteres gefiel mir tatsächlich am besten. Das Spiel ist voll von diesen ruhigen Momenten, in denen man mit Marston und seinem Gaul vollkommen alleine ist und hin und wieder auch über sein eigenes verkorkstes Leben nachdenkt. Die Sandbox-Spiele von Rockstar sind die einzigen, die mich bislang wirklich von ihrer Qualität überzeugen konnten. Sicherlich war hier das Western-Setting ein entscheidender Faktor, empfand ich es doch als sehr frisch und unverbaucht. Auch der wie von Rockstar gewohnt sehr eigene Humor, die immer wieder gekonnt eingestreuten emotionalen Schlüsselmomente, der unglaubliche Soundtrack und nicht zuletzt die filmreife Auflösung machten Red Dead Redemption zu einem wunderbaren Spielerlebnis.
Hmm, tjo, hmm… ich habe hin und her überlegt, ob Alan Wake eher ein Highlight für mich war oder doch eher eine Enttäuschung. Es ist irgendwie eine Mischung aus beidem, denn insgesamt betrachtet habe ich beim spielen zwar meinen Spaß gehabt, doch durch die lange Entwicklungszeit hatte ich mich auf den Titel auch irgendwie zu sehr totgefreut. All meine Erwartungen konnten gar nicht erfüllt werden, es gab zwischenzeitlich einfach zu viele Interpretationen von dem, was das Spiel denn letztendlich sein würde, wenn es denn erschienen ist. Und so wurde Alan Wake zwar ein tolles Abenteuer für mich, doch gänzlich packen konnte mich weder die Geschichte, noch das gesamte Spieldesign. Trotzdem war es mir einer der liebsten Spiele 2010, denn das atmosphärische Setting, die teilweise sehr schöne Charakterzeichnung und der echt coole Soundtrack harmonierten in weiten Teilen perfekt miteinander. Aber dieses Ende… um Himmels Willen! Damn you Remedy, damn you!
Weniger düster, dafür aber umso sprunghafter, erlebte ich dann vergangenen Herbst den matschigen Super Meat Boy. Einfaches Spielprinzip, simple Steuerung und göttlicher Soundtrack. Mehr braucht es nicht, um den 2D-Platformer zu beschreiben. Dem Spieler verlangt es lediglich drei Dinge ab: Durchhaltevermögen, ein schickes Nervenkostüm und eine ruhige Hand. Gut, ein bißchen Kreativität braucht es auch, denn es gibt hier nicht nur DEN EINEN Weg zum Ziel. Mir ist es extrem leicht gefallen, dieses Spiel ins Herz zu schließen und es ist zeitlos und vor allem umfangreich genug, um es noch weit ins 2011 hinein spielen zu können. Ich brauche verdammt nochmal mehr Pflaster!
Nach dem roten Fleischklops dachte ich ja, dass sollte es dann gewesen sein für das Jahr 2010. Doch dann fiel mir noch das bereits im Januar veröffentlichte Darksiders in die Hände, welches ich mir wegen des mittlerweile günstigen Preises zugelegt hatte. Ich möchte es gerne abschließend noch erwähnen, da es neben Enslaved: Odyssey to the West und auch Castlevania: Lords of Shadow der Überraschungstitel 2010 für mich war. Spieletechnisch konnte das Jahr für mich nicht besser ausgehen.
Nun starte ich ins 2011 mit einem relativ hohen Pile of Shame, aber das macht rein gar nichts, es gibt weitaus schlimmeres. Ich habe mich auch bewusst dafür entschieden, dieses Mal in meinem Jahresrückblick auf das ganze Flop-Gedöhns zu verzichten. Nicht, dass es sie nicht gegeben hätte, es gab sogar einige und das nicht nur in der Spielelandschaft. Jedoch möchte ich mich momentan lieber mit positiven Dingen befassen, die Meckereien kommen im neuen Jahr schon noch früh genug, soviel ist sicher. In diesem Sinne, ich wünsch’ euch was!
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