Nach einem halben Jahr Spaß mit der Beta erschien das feine Roguelike-Crafting-Survivalgame (wann haben Genrebezeichnungen eigentlich angefangen, so kompliziert zu werden?) Don’t Starve diese Woche endlich offiziell bei Steam. Grund genug, meine wertvollen Erfahrungen, die ich während dieser Zeit sammeln konnte, an Neulinge weiterzugeben. Naja… zugegeben, sie beschränken sich eigentlich nur auf ein Gebiet: das Sterben. Das habe ich inzwischen in sehr unterschiedlichen Varianten perfektionieren können, denn der Tod ist in Don’t Starve dein ständiger Begleiter.
1. Am Anfang war das Feuer
Don’t Starve überfordert neue Spieler nicht gerade mit einer Informationsflut. Man wacht in der fremden Welt auf, die einem Tim-Burton-Film entsprungen sein könnte, und wird von einem Herrn in Frack mit den Worten begrüßt: „Say pal, you don’t look so good. You better find something to eat before night comes.“ Das war dann quasi das Tutorial. Ja, die Nahrungsbeschaffung sollte wirklich nicht vernachlässigt werden… wer hätte das bei dem Titel erwartet? Man braucht deshalb aber nicht sofort in Panik zu verfallen und alles andere um sich herum zu vergessen, denn was man zum Spielstart im Magen hat, hält eine Weile vor. Sonst passiert es leicht, dass einen vor lauter Beeren- und Möhrensammeln die Dämmerung überrascht. Und wer dann verpasst, rechtzeitig ein Feuerchen zu machen, wird von gruseligen Monstern geschnappt, denen es völlig egal ist, wie schön im Einklang mit der Natur du deinen ersten Tag verbracht hast. Sich ohne Lichtquelle in der Dunkelheit aufzuhalten, ist allerdings nur eine von vielen Möglichkeiten, in Don’t Starve das Zeitliche zu segnen.
2. Craftingsorgen
Nehmen wir an, man hat diese erste Lektion verinnerlicht und bemüht sich nun – möglicherweise nach einem murrenden Neustart – , vor der nächsten Nacht ein Lagerfeuer zu entfachen. Das praktische Craftingmenü verrät, dass dafür Gras und Holz gesammelt und miteinander kombiniert werden müssen. Ja, seit Minecraft hat sich ein bisschen was getan, der moderne Lebensmüde kann endlich auch ohne Wiki craften. An die Zutaten zu gelangen ist allerdings genausoviel Arbeit wie eh und je. Gras kann man sich zwar so gut wie überall aus dem Boden zupfen, aber einen Baum mit den bloßen Händen ausreißen? Wie komme ich bitte an eine Axt? Zu Feuerstein und Zweigen wird einem geraten, also begibt man sich auf die Suche danach. Normalerweise sollte man bei einem ausgedehnten Spaziergang beides finden, allerdings hatte ich auch schon den Fall, dass ich zu spät mit der Suche begann und sich mir kein einziger Feuerstein zeigen wollte, weil ich in einer kargen Landschaft gelandet war. Panik breitete sich aus, ich brauchte doch eine Axt… ja, man könnte sich auch mit einer leichter zu bastelnden Fackel behelfen, aber die hält nicht die ganze Nacht, und wer will das schon, wenn man sich gemütlich am Lagerfeuer eine Möhre braten könnte? Da, ein Stein! Schnell… einsammeln, craften, Axt ausrüsten, Baum fällen. Fäll doch schneller, es wird dunkel! Wo ist das verdammte Holz hingefallen? Ich sehe nichts! Wah, die gruseligen Geräusche! Tot.
3. Militante Umweltschützer
Man sollte also früh genug damit beginnen, sich Vorräte anzulegen. Und versuchen, nicht in Panik zu verfallen, wenn mal etwas nicht nach Plan läuft. Wobei… manchmal macht Panik Sinn, und zwar dann, wenn sie einen dazu bringt, vor Gefahr zu flüchten. Es kann passieren, dass man gerade friedlich am Bäumefällen mit der neuen Axt ist, wenn auf einmal eine gewaltige Tanne zum Leben erwacht und einen angreift. Diskutieren hilft hier wenig, der selbst ernannte Rächer der Gefällten wird nicht eher ruhen, bis er dich zur Strecke gebracht hat. Man sollte also die Beine in die Hand nehmen. Wenn man Pech hat, glaubt man den Baum abgehängt zu haben, nur um in der nächsten Nacht am Lagerfeuer von ihm überrascht zu werden. Ein Tod, der einem immerhin zeigt, dass es sinnvoll ist, mit dem Bau von primitiven Waffen und Rüstungen zu beginnen. In Don’t Starve lauert hinter jeder Ecke Gefahr, und der sollte man etwas entgegensetzen können.
4. Achte auf gesunde Ernährung
Das erste erlegte Monster ist eine zutiefst befriedigende Erfahrung. Wenn sich dann das Adrenalin langsam zurückzieht und man sein wohlverdientes Loot in Augenschein nimmt, fragt man sich natürlich, was man daraus wohl craften kann. Monsterfleisch? Kann ich das braten? Ja, tatsächlich. Aber man sollte unbekanntes Essen tunlichst nicht mit einer niedrigen Gesundheitsanzeige ausprobieren, denn das kann einen leicht ins Grab befördern. Nicht alles, was man essen kann, sollte man auch essen… Und insbesondere die Gerichte, die das Wort “Monster” erhalten, sind mit Vorsicht zu genießen.
5. Pflege deine Freundschaften
Hat man sich ein wenig eingelebt, ist es ratsam, sich ein festes Lager einzurichten mit Kisten, Gemüsefeldern und wissenschaftlichen Maschinen. Durch letztere schaltet man weitere Crafting-Rezepte frei. Ein Rohstoff für den Bau dieser nützlichen Maschinen ist allerdings nicht immer leicht zu beschaffen: Gold. Man kann es zwar selber abbauen, aber wenn man wenige Minen in der Gegend findet, kann es praktischer sein, sich wohlhabende Freunde für Tauschgeschäfte zu suchen. Schweinemännerkönige sind gerne bereit, Goldnuggets für einen leckeren Braten zu bezahlen. Sie leben in Dörfern voller Schweinemänner, die ziemlich gutmütig sind und sich einem sogar anschließen, wenn man ihnen passende Geschenke überreicht. So ein Schweinemännerfreund ist eine feine Sache: Er hilft beim Bäumefällen, kloppt mit dir auf Monster ein und kackt auf Kommando in den Wald. Eine Grundregel sollte man allerdings bei jedem Besuch in einem Schweinemännerdorf beachten: Pack vorsichtshalber dein Werkzeug weg. Es ist mir leider schon mehr als einmal passiert, dass ich mich verklickt habe und plötzlich einen armen Schweinemann mit meiner Axt angegriffen habe, obwohl ich bloß neben ihm ein Blümchen pflücken wollte. Eine solch schwerwiegende diplomatische Verstimmung lässt sich nur durch etwas Abstand wieder beruhigen… Aber es kann passieren, dass man diesen nicht rechtzeitig erreicht, bevor man vom wütenden Schweinemännermob gelyncht wird.
6. Streichle keine wilden Tieren
Und dabei sind die Schweinemänner noch die zivilisiertesten Bewohner von Don’t Starve. Andere greifen einen ohne besonderen Grund an, wie etwa Killerbienen oder plötzlich aus dem Sumpf aufploppende Tentakel. Und manche Kreaturen leiden unter extremen Stimmungsschwankungen. Die sonst so brave Büffelherde, bei der man seit Tagen den Dung für seine Felder gesammelt hat, kann sich mit einem Mal in eine tödliche Stampede verwandeln, sollte bei ihnen Nachwuchs anstehen. Da mittendrin zu stehen, ist genau so wenig ratsam, wie einem Riesenvogel sein einziges Ei zu klauen. Jede Art von Landschaft hat ihre eigenen Tierarten, denen man mit Vorsicht begegnen sollte.
Das fieseste Monster, das mir bisher untergekommen ist, ist allerdings eines, das man kaum sieht. Ich saß des Nachts nichts ahnend an meinem Lagerfeuer, als eine gruselige Melodie zu spielen begann, die an ein Schlaflied erinnerte. Dann bewegte sich eine riesige Schattenhand langsam auf mein Feuer zu… und drückte einfach die Flamme aus. Ich war so perpflex, dass ich aufschrie und es nicht auf die Reihe bekam, rechtzeitig ein neues Feuer zu entzünden. Das sind Schockmomente, die einem Horrorspiel alle Ehre machen.
7. Vorsicht an seltsamen Orten
Was ist eigentlich das Spielziel von diesem Don’t Starve? Zum einen natürlich, möglichst lange zu überleben, was durch den Aufbau einer sicheren Basis erleichtert wird. Am meisten fesselt mich allerdings das Erkunden der riesigen, zufallsgenerierten Karten. Auf ihnen sind alle möglichen besonderen Orte versteckt, wie zum Beispiel verlassene Farmen oder streng bewachte alte Reliquien, deren Sinn sich einem meistens nicht sofort erschließt. Man kann sogar ein Tor finden, das einen in den besonders fordernden Abenteuermodus schickt. Es gibt also sehr viel zu entdecken. Dafür nimmt man ein gewisses Risiko in Kauf, denn wer will sich schon in der Sicherheit seiner Basis einmauern, wenn anderswo spannende Entdeckungen auf einen warten? Einmal stolperte ich in einem dichten Wald über ein Rudel schlafender Hunde, die einen Zauberstab bewachten. Gierig griff ich zu und schaffte es tatsächlich, die Hunde zu erledigen. Was mir nicht bewusst war, war, dass sie beim Sterben in Flammen aufgingen… und mit Ihnen die Bäume um sie herum. Ein gewaltiger Waldbrand rodete ein Gebiet von mehreren Bildschirmen Größe und dezimierte mir nebenbei noch die Bevölkerung eines benachbarten Schweinemännerdorfes. Als ich den Schinken einsammelte, der von den Opfern der Katastrophe übrig geblieben war, verdrückte ich ein Tränchen… auch der Tod liebgewonnener Schweinemännerfreunde kann einen ganz schön mitnehmen.
8. Winter is coming
Tut mir leid, ich kam um dieses abgenutzte Zitat einfach nicht herum. Bei Don’t Starve gibt es zwei Jahreszeiten: Üblicherweise startet man im Sommer, irgendwann geht er aber in den Winter über, der richtig ungemütlich ist. Pflanzen tragen keine Früchte mehr, die Bienen verschwinden und die Kälte ist tödlich, sobald man sich zu lange vom wärmenden Feuer entfernt. Es gibt zwar gewisse Gegenstände, die es einem erlauben, den Kältetod heraus zu zögern, aber ohne Vorbereitungen ist es eine ziemliche Herausforderung, bis zum rettenden Sommer durchzuhalten. Was war ich froh, als ich in meinem ersten Winter einen heiligen Ort der Schweinepriester fand, der einem erlaubt, sich einmal wiederzubeleben! In einem Spiel, das einen sonst gnadenlos von vorne beginnen lässt, wenn man stirbt (selbst die Karte wird zurückgesetzt), sind diese Orte unheimlich wertvoll. Allerdings hatte ich nicht bedacht, dass das Inventar sich beim Sterben neben die Leiche entleert. Nach einem ungünstig verlaufenen Kampf erwachte ich also vollkommen ohne Ausrüstung neben dem in einer lebensfeindlichen Eiswüste stehenden Altar. Bevor ich das Material für ein Feuer zusammensuchen konnte, war ich schon erfroren.
9. Was ein Wahnsinn
Nahrungsmangel, Dunkelheit, Monster, Kälte… so idyllisch, wie es einem die hübsche Grafik vormachen will, ist Don’t Starve also nicht. Und dem Umstand, dass man als Spieler ständig den Tod vor Augen hat, wurde eine passende Spielmechanik gewidmet: Man kann verrückt werden. Neben den Anzeigen für Sättigung und Gesundheit zeigt diese dritte an, wie es um die eigene Zurechnungsfähigkeit steht. Hat man mit Magie, Monstern oder halluzinogenen Pilzen zu tun, sinkt der Wert, zivilisierte Tätigkeiten lassen ihn wieder steigen. Man stirbt zwar nicht direkt durch zunehmenden Wahnsinn, er lässt einen allerdings Dinge sehen, die nicht da sind. Und er hat auch tatsächlich Einfluss auf die Umgebung. Eines schönen Winters hatte ich mir den cleveren Plan zurechtgelegt, mit Massen an Fallen Hasen zu fangen und diese als Nahrungsvorrat in Kisten aufzuheben. Leider achtete ich zu wenig auf meine Zurechnungsfähigkeit. Als die entbehrungsreiche Zeit der Kälte angebrochen war und ich dem Hungertod nahe in eine der Kisten griff, traute ich meinen Augen nicht: Sämtliche putzigen Häschen hatten sich in ungenießbare Monsterhasen verwandelt! Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, wie dieser Winter für mich endete.
10. Alles kommt zu dir zurück
Mein letzter und vielleicht wichtigster Tipp an alle Don’t Starve Neulinge: Wenn du einen Bumerang wirfst, dann musst du die Leertaste drücken, um ihn zu fangen. Keiner meiner zahlreichen Tode war entwürdigender als der, als ich mich auf Hasenjagd mit dieser fortschrittlichen Waffe selber ausgeknockt habe.
3 Kommentare
Sterben für Anfänger…
Das doofe ist, wenn man gerade meint das Spiel durchschaut zu haben, zu wissen was einen tötet, probiert man einen anderen Charakter und schon überlebt man sowas wie Monsterfleisch.
Böses Spiel… ganz böse!
Bin auch schon seit den Anfängen dabei, und ich muss gesehen, dass der reiz der Beta-Phase für mich schon viel ausgemacht hat. Das Wissen, dass in 2 Wochen nicht wieder ein neuer Update kommt deprimiert mich zu Tode…
Glücklicherweise gibt es was das angeht gute Nachrichten: Sie werden Don’t Starve noch für mindestens ein halbes Jahr mit regelmäßigen Updates versorge. Der Zeitraum zwischen den Updates soll etwa 3 Wochen betragen, und man kann im offiziellen Forum schon vorher darüber diskutieren und Feedback geben.