Hardspace: Shipbreaker hat den Charme einer öligen Werkstatt gekreuzt mit der Welt der Weyland-Yutani Corporation aus Alien, ohne die Aliens. Es erinnert ein wenig an Spiele wie Car Mechanic Simulator oder House Flipper. Die Aufgabe ist es, ausrangierte Raumschiffe im Trockendock, in der Schwerelosigkeit zu zerlegen und dabei möglichst viele Teile zu retten und dafür Geld / Credits zu bekommen. So simpel das Spielprinzip ist, so sehr zieht mich die Atmosphäre des Spiels in seinen Bann.
Ich mag Zero-G Simulationen. Einfach durch virtuelle Räume fliegen, das Beschleunigen, herumwirbeln, irgendwo hindurch schweben. Es trägt aber ein Spiel nun nicht komplett. Was Hardspace: Shipbreaker für mich gut macht, ist eine Kombination mehrerer Details: Eines ist der unaufdringliche Soundtrack, der einen sofort reinzieht in die Schichtarbeit, mit Stücken, die mit schweren Akustikgitarren ebenso gut zu einem Spiel über die Wanderarbeiter der Great Depression in den Vereinigten Staaten passen könnte.
Die Dynamik des Spiels ist ebenfalls gut gewählt: Zumeist ist das Spiel ein eher ruhiges, vor-sich-hin-Schiffszerlegen. Es gibt dann aber immer wieder die Momente, in denen mensch sich etwas verkalkuliert hat und der Sauerstoff knapp wird und panisch zur Auffüllstation hastet, während das Atmen im Helm immer schwerer wird. Oder mensch haut sich ein Bauteil gegen den Helm und versucht panisch diesen rechtzeitig zu reparieren. Nach dem Tutorial dauert jede Schicht 15 Minuten, auch das ist ein sehr gutes Intervall, was mich immer wieder zum „nur noch eine Runde“-Phänomen verführte.
Was aber wirklich die Atmosphäre vervollständigt ist die Story in der Kampagne: Es ist die Geschichte von Ausbeutung durch den Arbeitgeber, die Lynx Corp., dem gemeinsamen Arbeitskampf dagegen und die dadurch entstehende Solidarität.
Hippe Unternehmer hatten schon eh und je die Vorstellung, dass es ein Privileg ist, in ihrer Unternehmensfamilie mitarbeiten zu dürfen. Und die Lynx Corp. sieht das nicht anders, deswegen beginnt ein*e Spieler*in auch mit 1,2 Milliarden Schulden für dieses Privileg und weiteren täglichen Ausgaben für Kost, Logis und Arbeitsmaterial. Schiffe abwracken ist eine gefährliche Arbeit und Menschen sterben dabei. Nur gehört mensch in dieser virtuellen Welt mitsamt den eigenen Klonen der Lynx Corp. und Tod bedeutet in erster Line mehr Schulden beim Arbeitgeber. Ob dies besser oder schlimmer ist als im echten Leben kann jede*r selbst entscheiden. Auf jeden Fall zeichnet die Geschichte gut die Motivationen und Widerstände bei Arbeitskämpfen nach.
Das Entwicklungsstudio Blackbird Interactive hatte das Spiel während der Entwicklung in Early Access herausgebracht. Teile des Spielprinzips wurden, laut den Kommentaren in Foren, vor dem Release verändert oder gekürzt. Auch wenn ich vieles am Spiel gut finde, wäre dies eines meiner Kritikpunkte: Leider merkt mensch, dass einige Sachen noch für das Spiel geplant, aber nicht umgesetzt wurden, das hätte für ein fertiges Spiel ruhig noch rund gemacht werden können. Weiterhin weiß ich nicht, ob der volle Preis von 35 € für den Umfang des Spiels gerechtfertigt ist, aber Sales gibt es ja immer wieder. Trotzdem hat es mich in seinen Bann gezogen und ich bereue keine der vielen Spielstunden, die Steam pflichtbewusst protokolliert hat.
3 Kommentare
Ernsthaft…?
Statt des generischen “man” (nicht “Mann”!) tatsächlich “mensch”? Man ist ja von der taz u.a. einigermaßen leidgeprüft, was das Gendern angeht, aber diesen Text habe ich nicht länger als bis zur Hälfte ausgehalten. Schade, inhaltlich ganz interessant, aber das sicher gut gemeinte “ich will wirklich alle Leser ansprechen (auch, wenn es grammatikalisch falsch ist)” irritiert und nervt zumindest mich dermaßen, dass ich nur noch den Abbruch-Knopf drücken konnte.
Und ich bin eine Frau!
Seufz.
Tja. Schade. Tschüss halt!
Hardspace: Shipbreaker ist super. Hab es mir kurz nach GoW:Ragnarok Release guenstig gekauft, dann lag GoW erst mal in der Ecke waehrend ich Shipbreaker durchgesuchtet habe in 45-50 Stunden.
Die 15-Minuten-Missionen waren mir zu stressig, es gibt jedoch einen Modus (mit eigenem Progress), in dem man beliebig lang an einem Schiff werkeln kann – und falls gewollt, auch noch den Sauerstoff-Verlust abschalten. So habe ich dann halt mal 3 Stunden am Stueck eines der groessten Schiffe zerlegt mit allem drum und dran zu 99% Completion – und war irgendwie gluecklich :)
Fuer mich mit das Spiel des Jahres 2022.