Ich vergleiche Metro: Last Light gerne mit BioShock Infinite. Auf den Gedanken hat mich die Gamezone-Redaktion gebracht, nachdem sie Last Light in einer Preview als das nächste emotionale Shooter-Highlight dieses Jahres nach BioShock gepriesen haben – nur um in bester 4Players-Manier einen überzogenen Verriss zu schreiben, aber gut, das soll uns ja nicht weiter stören. Mir dient es jedenfalls als hilfreicher Aufhänger, da es mir sehr deutlich macht, was mir an Last Light eigentlich so gut gefällt.
BioShock Infinite war für mich schon ein ganz okayes Spiel, aber irgendwie auch nicht mehr. Ja, es mag der beste Ego-Shooter seit langer Zeit sein, aber gefühlterweise auch nur wegen mangelnder Konkurrenz. Mir persönlich fehlte irgendwas. Metro: Last Light zeigt mir nun ganz deutlich, was genau das war: Ich kann bei Infinite nur schießen. Last Light bietet mir dagegen Stealth-Mechaniken als Alternative an. Ich begrüße Spiele, in denen ich nicht nur Gegner umpusten muss, sondern auch andere Möglichkeiten habe, wie eben Schleichen. Vielleicht haben mich Fallout und Deus Ex zu sehr verhätschelt und Infinite kann man auch zugutehalten, dass es lediglich seinen Vorgängern treu bleibt, was auch völlig in Ordnung ist. Aber ehrlich gesagt bin ich eigentlich auch nie ein großer BioShock-Fan gewesen. Daneben gibt es aber auch noch ein völlig banales Anliegen: Ich persönlich liebe es nun mal, smart und sneaky wie ein Geist an den Gegnern vorbei zu schleichen. Jedes Spiel, welches mir Stealth anbietet, landet früher oder später in meiner Sammlung.
Was das reine Schleichen anbelangt, hat Metro: Last Light zugegeben seine Schwächen, bzw. es gibt diesbezüglich bessere Spiele. So sind die letzten größeren Konkurrenten – Deus Ex: Human Revolution und Dishonored – einfach offener und bieten mir mehr Möglichkeiten. Metro ist dagegen wesentlich linearer und gibt einen klaren Schleichweg vor, was wiederum den Anspruch hemmt. Gut, das mag größtenteils auch an dem Setting liegen. Die Moskauer Metro ist nicht für bekletterbare Häuser oder riesige Industrie-Komplexe, die dort jemand gebaut haben mag, bekannt. Neben den linearen Schleichwegen sind die Gegner aber auch ziemlich blind. Es ist schon auffallend, wie die Wachen den Spieler selbst auf kurze Distanz nicht sehen können, solange dieser brav im Schatten bleibt. Klar, irgendwie müssen Stealth-Spiele vereinfacht werden, um den Spieler eine Chance zu geben, aber in Last Light ist das ganze doch etwas sehr vereinfacht umgesetzt. Dennoch macht Metro seinen Schleich-Kontrahenten in einer Beziehung etwas vor. So kann ich in Metro fast jede Lichtquelle zerstören oder ausschalten und habe damit viele Interaktionsmöglichkeiten mit der Umgebung, die ich zu meinem Vorteil nutzen kann. In Dishonored und Deus Ex lebt das Stealth-Gameplay eher davon, die Fähigkeiten meines Charakters auszubauen. Während ich dann noch in Human Revolution die Deckung nutze, kann ich in Dishonored sogar unter Tische krabbeln, auf Schränke klettern und mit Vasen um mich schmeißen, um Wachen abzulenken. Aber diesen Grad an Interaktivität mit der Umgebung, wie es Metro mit seinen Lampen bietet, haben beide Spiele nicht.
Dazu war Metro bisher eines der wenigen Spiele, in denen ich als Spieler meine Spiel-Prinzipien überdenken musste. Wie gesagt, ich liebe Stealth-Spiele. Und weil ich sie so gerne spiele, versuche ich auch niemanden zu töten. In Dishonored und Deus Ex funktionierte das ganz gut. Zum einen bin ich ein hammergeiler Assassine oder Super-Agent, der keine Angst vor seinen Gegner haben muss, weil ich sie locker vermöbeln könnte, wenn ich wollen würde. Dazu sind die Gegner auch nur Wachmänner oder No Name-/No Face-Terroristen, die nur ihre Befehle befolgen und womöglich unter ihren Masken sogar ganz dufte Typen sein könnten. Folglich ist in den Levels, die ich spiele, die größte Gefahr für meine Gegner, sich an ihrem Kaffee zu verbrühen.
Metro hingegen brachte mich mit meinen Prinzipien in Konflikt. Es zeigt mir nämlich einen Ort auf, an dem Menschen nicht nur gegen Mutanten und die verzerrte Natur kämpfen, sondern auch gegen andere Menschen. Ich fühlte mich gezwungen, meine Spielprinzipien zu brechen, weil mir diese menschlichen Widersacher als die größte Gefahr dieser kleinen Welt erschienen, vor der ich die Metro-Bewohner, wie auch mich, beschützen musste. Eben auch, weil meine eigene Figur genauso verletzlich ist, wie jede andere Person in diesem Metro-Universum. Man mag es dem Spiel negativ ankreiden wollen, wie häufig der Held Artjom bewusstlos geschlagen wird, um als Plot-Device einen Übergang zum nächsten Kapitel zu schaffen. Aber damit wurde mir wiederum sehr deutlich gemacht, wie verwundbar meine Figur eigentlich ist und ich eben kein krasser Mega-Cyborg-Ninja bin.
Da meine bisherigen Ausführungen relativ vage waren, um nichts zu spoilern, möchte ich in diesem Absatz doch noch kurz ins Detail gehen. Konkret geht es nämlich um das Banditen-Kapitel, in dem eine Vagabunden-Truppe Leute überfällt und Frauen, Männer und Kinder verschleppt. Nicht weit entfernt versuchen zwei Banditen eine Frau zu vergewaltigen. Obwohl keine explizite Nacktheit gezeigt wird, empfand ich diese Szene dennoch als recht hart im Vergleich zu dem, was mir andere Blockbuster-Titel zeigen. In anderen Spielen habe ich ohnehin nie das Gefühl, die weibliche Figur, die wohlmöglich auch die Heldin des Spiels ist und eher leicht bekleidet herumhüpft, wäre wirklich in Gefahr. Die Härte ging vor allem von der derben Sprache der Figuren aus. „Haha, du darfst anfangen, weil du gewonnen hast. Ich guck euch zu.“ „Alles klar. Komm her, Mama, spreiz die Beine.“ Später wird einem Mann ähnliches angedroht, obwohl ich im Nachhinein nicht sicher bin, ob sie dort lediglich einen bösen Scherz gemacht haben.
Ich habe mich dennoch dagegen entschieden die Banditen zu töten. Somit hat der Spieler in mir gesiegt, um später ein hübsches Achievement freizuspielen, welches ich aber letztendlich nicht bekommen habe. Ich frage mich im Nachhinein auch, ob das nicht die bessere Lösung gewesen ist. Wie gesagt, ich habe meine Prinzipien und am Ende bin ich lediglich diesen Prinzipien treu geblieben – ob als Spieler oder als Mensch ist dabei nebensächlich. Ob das nicht viel mehr zählt, als Menschen zu töten, wie schlimm die Situation auch sein mag? Ich gebe zu, für mich noch immer keine endgültige Antwort auf diese Frage gefunden zu haben.
Beschriebener Moment mag vor allem auch deshalb so gut funktioniert haben, weil Metro: Last Light noch eine weitere Stärke im Vergleich zu anderen Spielen wie BioShock Infinite hat. Es ist die Atmosphäre. Metro ist nicht nur ein Spiel mit schaurigen Licht- und Schattenspielereien, sondern vor allem auch einer überzeugenden, dreckigen, düsteren, kleinen Welt. Dort gibt es verlassene Züge, die zu Hotels mit Schlafkabinen umfunktioniert wurden. Ein anderer Bahn-Abschnitt dient wiederum als kleine Schweinefarm oder dem Anbau von Pilzen. Links und rechts von mir sind Leute, die sich Geschichten der alten oder der neuen Welt erzählen. Last Light ist insgesamt nicht so spooky wie noch sein Vorgänger Metro 2033, aber wie auch in der eigentlichen Romanvorlage, wird mir diese kleine Welt überzeugend vermittelt. Und sie ist nicht wesentlich anders als die unsere. Das war für mich ein enormer Unterschied zu BioShock Infinite, welches seine Stadt Columbia primär nur als Aufhänger benutzt, um eine zugegeben sehr interessante Handlung um parallele Universen und einen Meta-Kommentar auf die Freiheit des Spielers zu erzählen. Aber da liegt für mich das Problem. Infinite mag Themen wie Rassismus und religiöse Verblendung ansprechen, aber primär geht es eben doch eher um Elizabeth und die multiplen Universen, als um den Kontext, in dem die Geschichte erzählt wird.
Wichtig finde ich bei Last Light auch die Synchro mit den russischen Akzenten. Ja, gerade diesen Punkt mögen viele kritisieren wollen und ehrlich gesagt ergibt es auch wenig Sinn. Aber hier stehen Authentizität und Verständnis im Konflikt zueinander. Eigentlich sollten nämlich alle Charaktere russisch sprechen, weil dieses ganze Metro-Universum speziell auf der russischen Kultur fußt, worunter aber das Verständnis leiden würde. Die Variante mit deutscher/englischer Sprache mit russischen Akzenten ist für mich deshalb ein Kompromiss zwischen Verständigung und dem Ursprung der Metro-Welt. Würden die Leute perfektes Deutsch oder Englisch sprechen, dann würde man ihnen auch ihren Hintergrund nehmen. Das Spiel könnte dann auch in Berlin, Paris oder New York stattfinden. Es ging dem Romanschreiber Glukhovski aber speziell um die russische Metro.
Metro: Last Light mag objektiv betrachtet vielleicht nicht perfekt sein und es hat auch einige Makel. Die eigentliche Handlung ist nicht sonderlich spektakulär und gerade das Ende ist doch etwas ernüchternd. In beiden Punkten hat dann doch wieder BioShock die Nase vorn. Auch können die KI-Partner, mit denen man sich zwischenzeitlich zusammentut, mit ihrem Gelaber nerven und auch die Cutscenes, in denen der Spieler sich die Dialoge der NPC’s anhören muss, können stören. Dennoch überwiegen für mich einerseits die Möglichkeit, mich an den Gegnern vorbei schleichen zu können, und andererseits die kompakte, lebendige Welt der Metro. Hinzu kommt noch der Underdog-Bonus, worüber Jason Rubin einen Artikel verfasst hat. Es ist interessant zu lesen, unter welchen Umständen die Leute von 4A Games arbeiten mussten und ich denke all die Punkte, die man Metro ankreiden möchte – Leveldesign, Handlung – hätten mit einem größerem Budget und damit einem leistungsfähigeren Team ausgebügelt werden können. Während andere, größere Teams die Mittel haben, ihre Produkte noch extrem aufzupolieren, scheinen 4A Games an ihren finanziellen Grenzen gearbeitet zu haben, um das Spiel überhaupt fertig zu bekommen.
Schließlich noch ein Fun Fact, auf den mich ein Kumpel aufmerksam gemacht hat: Es ist schon schade, wenn Metro: Last Light nicht die Verkaufszahlen anderer Konkurrenz-Titel erreichen mag. Aktuell ist es aber auch noch so, dass bei der Auto-Vervollständigung von Youtube – welche sich vermutlich nach der Anzahl der Suchanfragen richtet – unter all den besonderen Momenten, die Metro bietet, nicht die Theater-Szene, nicht das Schattenspiel und auch nicht die brennende Station vorgeschlagen werden, sondern, neben all den Let’s Plays, Reviews und Trailers, ausgerechnet die Titten-Szene mit Anna. Manchmal hasse ich die Spieler-Community ja schon ein wenig …
Mehr Texte von Le Don findet Ihr auf seinem Blog L’adventures du Don.
9 Kommentare
Ich gebe zu, nachdem ich mit Metro: Last Light fertig war, bin ich sofort auf YouTube, um die “Titten-Szene” zu finden.
Allerdings nicht, um mich daran aufzugeilen (das…das wäre ein wirklich Armutszeugnis), sondern weil die Szene, die Brust-“Physik”, die toten Augen vom Anna Modell so lächerlich, peinlich und einfach nur…awkward waren, dass ich diese Szene anderen Leuten zeigen wollte. Das war übrigens so der Moment, wo mein Kopf gen Tisch wanderte. Wiederholt.
Metro: Last Light ist ein cooles Spiel (auch wenn ich den Vorgänger gelungener finde), aber Erotik, ach was, Pornografie gehört nicht zu den unbedingten Stärken von 4A.
tl;dr: Der Gedanke, dass sich irgendjemand an dieser Szene aufgeilen könnte, erfüllt mich mit Schrecken. Darum glaube ich einfach, dass es vielleicht nicht nur mir so mit der peinlichen Sexszene ging und auf YouTube danach gesucht wurde, weil sie so lächerlich ist.
Ich habe Metro LL nicht gespielt, aber wenn ich die Beschreibung der Vergewaltigungsszene lese, empfinde ich das weitaus heftiger, als es beispielsweise bei Tomb Raider 2013 der Fall war. Was stumpfe PR doch so alles ausmacht. In Bezug auf Metro LL habe ich davon weit und breit nichts im Internet gefunden, außer in diesem Text hier.
Ich werde die Metro Reihe beizeiten auf jeden Fall nachholen, macht mich schon alles sehr neugierig. Möchte aber nicht mittendrin loslegen, Teil 1 möchte ich vorher wenigstens gespielt haben.
(Traue mich gar nicht, dieses You-Tube-Dings anzusehen – ich lasse das in dem Fall mal.)
@ Dennis:
Da muss ich tatsächlich zugeben nicht in Erwägung gezogen zu haben, ob sich die Leute diese Szene auch aus anderen Gründen ankucken und ihren Freunden zeigen würden. Ich vermute aber dennoch mal ganz vorsichtig, der Tenor wird vorwiegend eher “Ey, kuck mal die Ische mit den dicken Dingern” gelautet haben.
@ Doreen:
Teil 1 lohnt sich auch auf jeden Fall noch. Ich wüsste auch gar nicht, welchen Teil ich den Vorzug geben würde und könnte da mit der Meinung von Dennis konform gehen. Last Light fand ich handwerklich etwas runder, aber spontan würde ich sagen, sie legen etwas unterschiedliche Schwerpunkte. In Last Light werden mehr die Menschen thematisiert, während man in 2033 eher die Welt kennen lernt. Wobei es schon länger her ist, dass ich 2033 gespielt habe und ich mich in dem Punkt vieleicht auch irren mag.
@Doreen nee, nee, die Szene, um die es hier geht, hat nichts mit Vergewaltigung zu tun. Es ist eine awkward Sexszene vergleichbar mit ähnlichen awkward Sexszenen aus 80s Filmen.
Eine Vergewaltigung gibt es auch, das stimmt. Du läufst durch die Tunnel, hörst Eine Frau schreien, kannst dorthin laufen und siehst einen Banditen vor einer kauernden Frau stehen, die um ihr Leben fleht. Du kannst dann die Banditen umlegen und kriegst dafür einen dieser “du bist aber ein guter” Punkte. Wenn du wartest, wird die Frau erschossen. Fiese Szene, weil unnötig und unreflektiert mit dem einzigen Ziel zu zeigen, dass die Spielwelt dark und gritty und furchtbar ist. Das verseht man aber auch ohne diese Szene. Zumindest gibt es keine explizite gezeigte Vergewaltigung und auch auf keinen Fall wird irgend eine Handlung gezeigt.
Sowas macht mich stutzig. Aber…Frage in die Runde: dürfen Spiele das? Vergewaltigung thematisieren? Das ist ein sehr schwieriges Thema, mit dem ich persönlich wenig Kontakt hatte (ich kenne leider genug Frauen, die vergewaltigt wurden, aber ich nehme mir nicht ein für sie zu sprechen oder eine qualifizierte Meinung dazu zu haben). Oder geht es eher darum, dass wenn Vergewaltigung thematisiert wird, das Thema auch ernsthaft behandelt werden muss und nicht nur als kleine optionale Sidequest vorkommt?
@ Dennis:
Du hast Recht, das Thema ‘Vergewaltigung’ an sich wird nicht großartig behandelt, sondern lediglich benutzt um zu zeigen wie fies diese Metro-Welt ist. Dies halte ich aber nicht so unnötig, weil vorher lediglich gezeigt wird, dass es unterschiedliche Fraktionen gibt mit einem potentiellen Krieg und wie die Menschen unter miesen Bedingungen leben. Aber (soweit mir da momentan keine Szene entfallen ist) es wird ansonsten eben nicht gezeigt, wie es zu Übergriffen unter der zivilen Gesellschafft außerhalb der Fraktions-Konflikte gibt. Diese zivile Gesellschafft lernt man sonst eben nur als Händler, Vagabunden, Fischer und so weiter kennen und ich denke es wäre schon eine einseitige Darstellung, wenn man sich nur darauf beschränken würde und man diese andere Seite nicht zeigen würde.
Was aber deine Frage eigentlich nicht beantwortet. Dazu frage ich mich aber auch, ob man diese nicht generell auf “Tabu”-Themen ausweiten sollte. Denn Last Light zeigt ja nicht nur Vergewaltigung, sondern auch Faschismus und bedient sich da recht eindeitig an dem Nationalsozialismus. Wie bei der Vergewaltigung wird der Faschismus gezeigt, aber nicht explizit thematisiert oder erklärt.
Dürfen Spiele das jedenfalls? Ich überlege gerade – wenn man dem Spieler die Gelegenheit gibt einzugreifen und aus ihn eben nicht nur einen passiven Zuschauer macht, dann könnte dies möglicherweise (ich möchte mich lieber eher vorsichtig ausdrücken) durchaus legitim sein. Denn wenn man dem Spieler so eine Szene vorsetzt, in der er dann interaktive eingreifen und etwas verändern kann, dann – Behauptung von mir – findet im Spieler etwas statt. Er trifft eine Entscheidung, was er machen wird, die er anhand seiner eigenen Reflexion mit dem Thema treffen wird. Ich halte es dabei dann auch richtig, wenn es sich hierbei nur um eine optionale Sidequest handelt, weil es dann auch etwas über den Spieler verrät, wenn er an diese einfach nur vorbei läuft. Das alles setzt natürlich voraus, dass der Spieler quasi “im Spiel” ist. Ich denke genau da wird die besondere Eigenheit des Mediums ‘Spiel’ gegenüber “passiveren” Medien wie Film und Buch benutzt, weil es eben um das Verhalten des Spielers geht.
Das Negative-Beispiel wäre wiederum Modern Warfare 2, in dem der Spieler eben nichts anderes machen kann, als zuzukucken, ohne eingreiffen zu können.
Ich bin mir jetzt ehrlich gesagt nicht sicher, ob ich den Kern deiner Frage noch getroffen oder ob ich womöglich daran vorbei geschwafelt habe.
Zum Thema Tabus: Ich denke in Spielen sollte prinzipiell alles erlaubt sein, natürlich nur sofern es mit den Spielregeln des jeweiligen Spieles im Einklang ist und sich im gesetzlichen Rahmen bewegt. D.h. z.b. Multiplaycheater gehören abgewatscht, erlaubt es aber das Spiel in einer Tötungs-/Vergewaltigungsszene tatenlos vorbeizulaufen, ist das auch in Ordnung. Und wem das nicht passt, der darf dann eben nicht tatenlos vorbeilaufen oder das Spiel gar nicht erst kaufen.
Ganz einfache Geschichte eigentlich.
@Dennis:
Nee, ich meinte die Szene, die Le Don in seinem Text beschreibt, im Banditen-Kapitel:
[i]Obwohl keine explizite Nacktheit gezeigt wird, empfand ich diese Szene dennoch als recht hart im Vergleich zu dem, was mir andere Blockbuster-Titel zeigen. In anderen Spielen habe ich ohnehin nie das Gefühl, die weibliche Figur, die wohlmöglich auch die Heldin des Spiels ist und eher leicht bekleidet herumhüpft, wäre wirklich in Gefahr. Die Härte ging vor allem von der derben Sprache der Figuren aus. „Haha, du darfst anfangen, weil du gewonnen hast. Ich guck euch zu.“ „Alles klar. Komm her, Mama, spreiz die Beine.“[/i]
Wenn ich das so lese, klingt das für mich schon recht derbe, selbst wenn man nichts sieht, reicht mir da schon das Verbale. Deshalb bin ich ja etwas verwundert, warum man da weit und breit nichts weiter zu findet im Netz.
[i]Aber…Frage in die Runde: dürfen Spiele das? Vergewaltigung thematisieren?[/i]
Hm, ja oh, das hatten wir ja schon bei TR vor kurzem, Chris und ich haben dieses Thema auch schon in Artikel-Form etwas angerissen. (http://www.polyneux.de/archiv/672-tomb-raider-review.html)
Generell finde ich schon, dass Spiele Vergewaltigungen thematisieren dürfen, der Kontext insgesamt ist aber schon wichtig, das Feingefühl damit muss da sein, das gilt aber für alle unschönen Themen, wie Krankheiten auch usw. Die Szene in TR beispielsweise hat bei Frauen, die mit Vergewaltigungen leider schon Erfahrung machen mussten, teilweise positiv, teilweise aber auch negativ getriggert. Ich persönlich glaube, dass ich beide Reaktionen nachvollziehen kann. Schöner ist es natürlich, wenn bei Menschen, denen derartiges passiert ist, diese Spielerfahrung positiven Einfluss hat, aber das Spiel selbst kann das nur schwer steuern. Es sitzt eben ein Mensch mit individuellen Empfindungen da und spielt.
Ich finde es nicht verwerflich, wenn Spiele/Filme eine Geschichte erzählen und sie mit solchen Inhalten formen, da das Thema ja auch leider ein alltägliches Problem ist und niemand jemals wirklich sicher davor ist. Ob ich das aber schön finde, ist eine ganz andere Sache. Nein, es ist nicht schön, aber man kann und darf es deshalb nicht totschweigen und gänzlich aus den Medien ausklammern, das bringt weder den Betroffenen etwas, noch Leuten, die in ihrer Traumwelt leben und alles Unschöne verdrängen oder permanent wegsehen. Ich gebe aber zu, dass es schwer ist, brisante Themen unter das Volk zu bringen, da braucht es viel Feingefühl, Empathie und sicherlich auch mehr als einen Tag Beschäftigung mit diesem Thema. Einfach so plump daher geht einfach nicht, weil man u.U. tatsächlich Menschen erreicht, für die das alles nackte Realität ist, mit persönlicher Erfahrung.
Die Frage ist auch, wenn ein Spiel sich intensiv mit Vergewaltigung auseinandersetzt, wer würde das überhaupt spielen wollen?
Ich finde leider nur schwer die richtigen Worte dazu, weil ich natürlich auch niemanden zu nahe treten will, der damit einen ganz anderen Erfahrungsschatz hat als ich. Aber ich hoffe, ich habe deine Frage zumindest ein bisschen beantworten können.
Ich hab’s gestern beendet und fand es ziemlich klasse. Sogar noch einen Tick besser als den ersten Teil.
Allerdings muss ich mal interessehalber in die Runde fragen: Ist das Ende des Spiels wirklich so mies oder habe ich es einfach nur nicht verstanden?
**SPOILER**
Ich meine: Artyom sprengt den D6-Bunker, in der nächsten Szene dann “Und so hat Dein Vater damals die Metro gerettet…” und dann winken die Dark Ones in der letzten Szene noch oberkitschig aus der Ferne in die Kamera…? WTF? Das blöde Ende steht in totalem Gegensatz zum bis dahin großartigen Storytelling und der liebevollen Darstellung der Welt.
Das wirkt auf mich wie ein “Und dann ging uns das Geld aus und wir mussten noch schnell einen Schluss zusammenkloppen”-Ende…
** Spoiler zum Ende **
Ich fand das Ende ebenfalls nicht gut, bzw. überhaupt das ganze Finale. Spielerisch hatte ich mir da noch einen größeren Abschnitt erwartet und mir Szenarien vorgestellt, in denen man sich durch diesen D6-Bunker schießt und schleicht. Irgendwie etwas ähnliches wie dieser militärische Bunker im Vorgänger, dessen Name mir entfallen ist. Und auch noch irgendwas größeres mit den Dark Ones, um die Handlung weite rabzurunden. Irgendetwas spookiges und creepiges, mit dem mir der Vorgänger zum Schluss auch sehr gut gefallen hatte. Aber so wirkt es, wie Du sagst, als wäre den Leuten leider das Geld ausgegangen.