Ach, was hatte mich Payday: The Heist auf Dauer doch gelangweilt. Also das Spiel ist schon ganz in Ordnung, wenn man mit seinen Freunden was neues haben möchte und keine Lust mehr auf Left 4 Dead hat. Nur für ein Coop-Heist-Spiel hat es mir viel zu wenig geboten. Üblicherweise startet man eine Mission, bringt einen Bohrer am Safe an, wartet mehrere Minuten und schießt sich durch ewig lange Wellen von Polizisten. Man muss nicht planen oder sich großartig absprechen, sondern einfach nur Horden von Polizisten abschießen. Meine Erwartungen an Payday 2 waren also eher gering.
Man merkt Payday 2 sofort das höhere Budget gegenüber dem Vorgänger an, wie etwa durch die Optik. So wirkte Teil 1 diesbezüglich eher zweckdienlich, während Payday 2 enorm zugelegt hat und mehr Details erkennen läßt. Auch das Waffenfeeling kommt viel besser rüber. Die Waffen rumsen bei den Rückstößen ordentlich und knallen viel lauter. An sich wäre das alles nicht weiter erwähnenswert, wenn es im Vergleich zum Vorgänger nicht als erstes auffallen würde. Aber vor allem wurde Payday 2 auch spielerisch weiterentwickelt und ich muss sagen, dass es mir in dieser Hinsicht sehr gut gefällt.
So ist das Klassensystem viel durchdachter. Teil 1 hat sich wirklich sehr auf den Shooter-Aspekt konzentriert und es gab nur die Klassen Assault, Sharpshooter und Support (plus Techniker als DLC), mit denen der Spieler lediglich neue Items und Waffen freispielen konnte. In Teil 2 hingegen gibt es neben den Techniker den Mastermind, den Ghost und den Enforcer, mit denen der Spieler neue Fähigkeiten erlernt und man merkt, das Spiel bemüht sich mehr als nur Schießereien zu bieten. So kann der Mastermind Zivilisten dazu bringen, ihm zu helfen, während der Ghost Schlösser knacken kann. Die Klassen fühlen sich also wirklich wie Klassen an und nicht mehr wie ein Basis-Charakter, der sich durch die Wahl der Waffen von den anderen abhebt. Die Waffen wiederum kann ich in Teil 2 nun frei kaufen und sinnvollerweise mit Schalldämpfern, Visieren und noch mehr gegen Geld aufbessern. Ich bin nicht mehr gezwungen Pistole XY zu benutzen, weil es die einzige Waffe mit Schalldämpfer ist, sondern kaufe mir einen Schalldämpfer für meine Lieblingspistole.
In den Missionen selber gibt es auch viele Neuheiten und Verbesserungen. Die Missionen können diesmal noch stärker variieren, als noch im Vorgänger – sprich mal ist eine Gasse in einer bestimmten Mission abgeschlossen, mal kann man sie betreten oder die Safes stehen an unterschiedlichen Positionen. Das Diebesgut wird nicht mehr in eine imaginäre Tasche frei dem Videospielklischee gesteckt, sondern in richtige Taschen, die zum Ziel getragen werden müssen, was den Missionen ein neues Spielelement gibt. Setzt ein Crew-Mitglied seine Maske auf, um den Heist zu starten, werden den anderen Crew-Mitgliedern nicht auch noch zwangsläufig die Masken aufgesetzt, sondern sie können noch weiter „in zivil“ herumlaufen. Tötet man heimlich eine Wache, werden die anderen Wachen nicht mehr per Schwarm-KI sofort darüber informiert und es wird nicht mehr automatisch Alarm ausgelöst. Überhaupt kann man die Alarm-Phase verzögern oder sogar ganz vermeiden, was mir nicht nur wegen meiner Vorliebe für Stealth sehr gut gefällt, sondern weil mir die ganzen Schußwechseln mit den Polizisten auf Dauer keinen Spass machen. Endlich kann man Banküberfälle also wirklich professionell angehen und dem Spieler werden in den Missionen mehrere Lösungsmöglichkeiten geboten. Man könnte Payday 2 fast als ein Multiplayer-Deus Ex bezeichnen. So gibt es drei bis vier verschiedene Möglichkeiten, um Tresore oder bestimmte Türen zu öffnen.
Ganz perfekt ist Payday 2 aber immer noch nicht geworden und mich stört nach wie vor, wie unzugänglich das Spiel sein kann. So kann ich wie gesagt eine Wache töten, ohne zwangsläufig Alarm auszulösen, aber dann meldet sich die Wachzentrale per Pager, den ich beantworten muss – sonst Alarm. Das geht wiederum aber auch nur 3 bis 4 mal, denn dann wird die Zentrale misstrauisch und aktiviert den Alarm. Kameras schlagen wiederum Alarm, wenn sie verschreckte Zivilisten oder Geiseln erfassen. Die Kameras kann ich zwar kaputt schießen, aber sehen Wachen kaputte Kameras oder auch zerstörte Fensterscheiben, geht auch da der Alarm wieder los. Das sind einige der vielen Sachen aus Payday 2, die ich als Spieler nicht weiß, über die ich im Vorfeld nicht informiert werde und die ich selber herausfinden muss. Herausfinden heißt wiederum herumprobieren, was wiederum zwangsläufig zu den Schießereien mit den Polizisten führt, auf die ich aber auf Dauer keine Lust habe. Eine Retry-Funktion gibt es im 2. Teil leider immer noch nur im Offline-Modus und so müssen alle Spieler das laufende Spiel verlassen und ein neues Spiel starten, wenn sie es denn von vorne versuchen wollen. Ich will keineswegs sagen, man solle Payday 2 vereinfachen, sondern es irgendwie einsteigerfreundlicher machen und die wesentlichen Elemente vorher erklären. Die Spieler können jederzeit einen Unterschlupf besuchen, welcher einen Schießstand hat sowie Safes und verschlossene Türen, an denen man herumprobieren kann. Wieso nicht zusätzlich als Tutorial einige Elemente des Spiels erklären?
Soweit ist Payday 2 aber dennoch ein gutes Spiel, welches viel besser als der Vorgänger geworden ist. Nur leider sind da zwei Dinge ins Spiel gekommen, von denen sich einer als dicker Gamebreaker für die PC-Spieler erweist.
Zunächst gibt es als Neuheit das Crime Net. Laufende Spiele werden nicht wie in anderen Online-Spielen in einer Liste angezeigt, sondern auf einer Regions-Karte. An die chaotische Ansicht kann man sich gewöhnen, aber dooferweise gibt es keine Filter, mit denen man nach Mission, Schwierigkeitsstufe (wichtig, wenn man viel Geld und EXP sammeln möchte) oder Lobby/In-Game suchen kann. Noch blödererweise kann man selber keine neuen Spiele aufmachen – man bekommt diese über das Crime Net als leere Lobby angeboten. Sprich der Spieler muss warten, bis ihm ein leeres Spiel mit der Map auf der Stufe, die er spielen möchte, angezeigt wird. Es kann also sein (und das wird passieren), dass man eine gefühlte Ewigkeit vor dem Monitor wartet, weil man all die angezeigten Missionen nicht spielen möchte. Warum kann ich nicht einfach ein neues Spiel nach meiner Wahl aufmachen? Wieso ein dickes Gimmick aus der Server-Wahl machen? Teufel, ich könnte nicht mal sagen, wieviele Maps es in Payday 2 gibt, weil es kein Mission Select-Menu gibt, bei dem man durch die Misisonen blättern und sich eine aussuchen könnte.
Ansonsten laufen die Spiele bei Payday 2 über P2P-Verbindungen ab, während es beim Vorgänger noch Dedicated Server gab. Also anstelle eines externen Servers, loggen sich alle Spieler bei dem Host ein. Ich kann mir vorstellen, warum man auf P2P umsteigt, schließlich müssen Dedicated Server betreut werden. Aber mein Gott, was haben die mit dem Netcode nur verbrochen? Ich kann auf dem PC sehr selten eine Partie zuende spielen, weil ich vorher aus dem Spiel geschmissen werde. Noch schlimmer wird es, wenn ich mit meinen Freunden spielen will, denn dann schmeißen ein bestimmter Kumpel und ich uns immer gegenseitig aus dem Spiel – wer zuletzt jointe, fliegt regelmäßig. Für ein Coop-Spiel wie Payday 2 ist das ein Genickbrecher, denn das Spiel muss man einfach mit den Freunden im Teamspeak spielen. Ich möchte Payday 2 nicht mit irgendwelchen Fremden spielen, weil mir dazu die Kommunikation fehlt. Aber selbst wenn ich Lust bekomme und in Kauf nehme, mich am Ende doch nur doof durchballern zu müssen, werde ich häufig aus dem Spiel geworfen. Tatsächlich habe ich angefangen Payday 2 offline zu spielen. Laut Steam-Foren scheine ich aktuelle nicht der einzige mit dem Problem zu sein.
Ich hoffe wirklich, Payday 2 wird noch ordentlich gepatcht. Der Netcode muss einfach ausgebessert werden und es sollte kein Problem sein, nachträglich Filter und Optionen für die Missionswahl zu implementieren. Vor allem wollen die Jungs das Spiel noch supporten und kündigten auch schon 5 DLC’s in diesem Jahr an. Das ist auch vollkommen in Ordnung, wenn diese so aussehen wie der Wolfpack-DLC aus dem Vorgänger, in dem es zwei sehr tolle Maps und eine neue Charakterklasse zum fairen Preis gab. Denn Payday 2 ist wirklich ein gutes Spiel geworden, welches die Ideen und Elemente aus dem Vorgänger stark weiterentwickelt und verfeinert. Zwar ist noch nicht alles aus dem Thema rausgeholt und ein paar geniale Einfälle könnten noch geboten werden, aber es ist sonst ein wirklich sehr guter Coop-Titel geworden.
Hier noch ein Nachtrag, da auf dem PC ein Update veröffentlicht wurde, nachdem ich mit diesem Artikel fertig war. Es wurde u.a. der von mir kritisierte Netcode verbessert und mittlerweile kann ich mit meinen Freunden spielen, ohne dass wir uns gegenseitig aus dem Spiel werfen. Völlig perfekt läuft es leider immer noch nicht, da zumindest ich noch aus einigen Spielen geworfen werde oder ich gar nicht erst connecten kann, aber ich denke, Overkill werden da noch weiter an dem Code arbeiten. Auch gibt es nun noch mehr Filter bei der Server-Wahl, wobei man noch immer keine eigenen Spiele aufmachen kann. Overkill haben also an den Stellen gearbeitet, für die ich Payday 2 mit am meisten kritisiert habe und ich bin gespannt, wie sehr sie das Spiel noch weiter verbessern werden. Bisher habe ich jedenfalls einen guten Eindruck.
Zum Schluß noch ein kleines Gewinnspiel, bei dem ihr ein Exemplar von Payday 2 für die XBox 360 gewinnen könnt. Schreibt uns dafür einfach in den Kommentaren, welche Maske ihr in einem Heist tragen würdet. Der lustigste, schlaueste, hübscheste oder einfach beste Kommentar, ausgewählt durch eine Fachkundige Verbrecher-Jury (also uns), gewinnt.
11 Kommentare
Natürlich würd ich die Jokermaske tragen wenn ich in der Polyneux-Redaktion einbreche und das Xbox-Spiel stehle… Upps. Schon zuviel verraten.
Ich würde das Gesicht von Wolfgang Schäuble auf die Maske kleben.
Dann geben die Leute das Geld ohne das ich groß einen Safe knacken müsste…
Gewohnheitstiere halt.
Ich würde die Tigermaske aus Hotline Miami tragen.
Jemanden mit einen Schlag zu töten klingt nämlich überaus interessant für einen Banküberfall =).
Ich würde ne Josef Ackermann Maske tragen und anstatt in ein Bank, in den deutschen Bundestag einmarschieren…kein Geballer, keiner merkt’s und ich wäre trotzdem scheiße reich!
Ich würde mir eine Maske von Steve Ballmer inkl. Fatsuit basteln.
Nach der Geldübergabe bedanke ich mich schreien mit den Worten: „I love this Company!“
Frage: gibt es einen Einsendeschluss für das Gewinnspiel?
Jig Saw Killer Maske. „Ich möchte ein Spiel mit dir spielen.“
Ich denke, wir nehmen noch bis Ende der Woche Eure Masken entgegen. :-)
naheliegend: eine kim schmitz maske. damit steht man quasi schon per default über dem gesetz
Ich würde eine Maske von Roberto Blanko tragen, beim Diebstahl singe ich dann: Ein bisschen Spaß muss sein. Alle tanzen, lachen und feiern, niemand verfolgt mich!
Ladies & Gentlemen, wir haben einen Gewinner. Micha konnte sich im allerletzen Moment noch den Preis schnappen, nachdem er uns einen fiesen Ohrwurm ins Ohr gesetzt und uns heiter und fröhlich entlassen hatte. Hoffen wir, dass er sich auch nur den Preis geschnappt hat.
Mir persönlich hat ja die Idee von KlitschiKlatschi sehr gut gefallen, wobei so eine Fatsuit natürlich etwas hinderlich (aber auch als „Ersatz“ für schusssichere Westen dienlich) sein könnte. Trotzdem Gratulation an Micha für seinen blank(o)en Wahnsinn.