Ich habe in meinem Leben, zumindest soweit ich zurückdenken kann, niemals einen roten Schal getragen. Nicht einmal eine rote Krawatte. Trotzdem bin ich sofort mit „Intrusion 2“ klargekommen. Warum auch nicht? Ein bisschen Rumgeballer inmitten einer von chaotischen Physikspielereien bedeckten Schneelandschaft ist nun wirklich nicht anspruchsvoll. Dafür aber sehr unterhaltsam.
Auf das Spiel stieß ich im Dezember 2012. Die Steamsales begannen und selbstverständlich musste ein solcher Tag gefeiert werden, indem man irgendein Spiel kauft, von dem man noch nie etwas gehört hat. „Intrusion 2“ war im Angebot und kostete 2,71 Euro. Ich schaute mir die Screenshots an und erblickte den Hauptcharakter, wie er mit einem langen roten Schal bewaffnet und ein Maschinengewehr um den Hals gewickelt auf einem riesigen Wolf saß und um sich schoss. Ich bin mir, jetzt wo ich den gerade geschriebenen Satz noch einmal korrekturlese, ziemlich sicher, dass ich da irgendetwas vertauscht habe, aber auf solche Kleinigkeiten kann ich mich gerade nicht konzentrieren, denn immer wieder bleibt mein Blick an diesem Riesenwolf hängen. Ich mag zwar keine Hunde, ein Wolf als Reittier übt aber eine gewisse Faszination auf mich aus. So verlor ich 2,71 Euro und, so viel möchte ich an dieser Stelle schon mal verraten, am Ende des Spiels fast meine Nerven.
Aber warum bereits zum Ende kommen, wenn ich doch gerade erst angefangen habe? So jung kommt man doch nie wieder… ich hasse diesen Spruch. Damit bin ich das auch endlich mal losgeworden. „Intrusion 2“ jedenfalls hat mir sehr gut gefallen. Es handelt sich hier um ein ganz klassisches Actionspiel. Man rennt von links nach rechts, ballert auf alles, was sich bewegt, stellt keine Fragen und hat Spaß dabei. Warum ich das Spiel nun extra erwähne? Das hat zunächst einmal damit zu tun, dass ich mehr schreiben will. Nicht nur auf Videospiele bezogen, doch alles andere interessiert die Besucher dieser Seite ja nicht. Ich will also mehr schreiben und „Intrusion 2“ stand bisher immer ganz oben auf der Liste der Spiele, die ich hier mal erwähnen wollte. Aus Vernunft mache ich das dann hiermit. Igitt. Vernunft. Wie gewöhnlich. Naja. Manchmal muss man gewöhnliche Handlungen ausführen, um so jung wieder zusammenzukommen. Hilfe!
Was mir an „Intrusion 2“ richtig gut gefallen hat, ist die verwendete Physikengine. Oder wie man das jetzt bei einem Spiel dieser Art nennt. Beispiele? Beispiele: Liegt irgendwo ein Baumstamm auf dem Boden, kann man diesen zerbrechen, indem man einen großen Stein auf ihn fallen lässt. Liegt irgendwo eine kleine Schneekugel herum, kann man sie durch die Gegend rollen, indem man gegen sie läuft. Dadurch nimmt die Kugel den umliegenden Schnee auf und wird größer. „Schneemannbauen Simulator 2012“ sozusagen. Gut, das Stapeln der Kugeln ist ziemlich unmöglich, irgendwer da draußen hat es aber bestimmt eine Stunde lang versucht. Warum guckt ihr mich so an? Lasst mich doch!
Diese Physik sorgte nun während der Spielzeit für das, was ich im Folgenden einfach mal als „liebevolles Chaos“ bezeichnen werde. Schoss ich zum Beispiel eine Granate in einen Kistenhaufen, wurden die einzelnen Kisten durch die Gegend geschleudert. Trafen die Kisten Gegner, wurden diese verletzt oder getötet oder eine Klippe runter geworfen und von Monsterfischen gefressen. Oder die Kisten flogen in meine Richtung und eine in diesem Moment abgeschossene Granate prallte an ihnen ab und tötete mich. Oder ich wurde unter Kisten begraben, starb nicht, blieb aber in ihnen hängen, kam nicht mehr vorwärts und musste den Spielabschnitt neu laden. Gerade der letzte Fall mag nun ziemlich frustrierend klingen, das hängt aber von der Person ab, die gerade spielt. Ich habe solche Momente genossen. Vor allem, weil manche Gegner mit genau dieser Physik gespielt haben.
Da gab es zum Beispiel diese Tentakelflugviecher, die gerne mal an irgendwelchen Stellen aus dem Boden hervor brachen. Diese „irgendwelchen Stellen“ befanden sich häufig unter einem Kistenhaufen. Was das bedeutete, sollte klar sein: Chaos!
Nun konnte man die Physik natürlich auch zum eigenen Vorteil nutzen. Zum Beispiel indem man besagte Viecher unter Baumstämme lockte. Bei dem Versuch, den Spieler zu erreichen, knallten sie dann an die Stämme und mit etwas Glück hatte man sich auf diese Art und Weise einen eigenen, kleinen Fahrstuhl gebaut.
Wobei ich jetzt zugeben muss, dass mir nicht ganz klar ist, wo hier der Vorteil liegen soll. Man steht auf einem Baumstamm unter dem ein Monster schwebt, das einen umbringen will. Aber gut, das mit dem Vorteil sagt man eben so. Und jetzt, wo ich genauer darüber nachdenke, ist das alles schon ziemlich toll. Könnte man doch glatt einen Wettbewerb draus machen. Wer bleibt am längsten auf dem Baumstamm stehen? Nein, das wäre albern (ich mag es albern). Unalberne Menschen können in dieser Situation dann ja einfach auf den Baumstamm schießen. Der zerbricht, das Vieh schnellt hervor, man selbst fällt gen Boden, ballert was das Zeug hält, kommt auf dem Boden auf, wird von einem der herunterfallenden Baumstammstücke getroffen und stirbt. Ich mag das Spiel.
Bleiben wir doch noch ein bisschen bei den Gegnern. Da gibt es noch diese zweibeinigen Robotermonster, die… habe ich eigentlich das Gegnerdesign im Allgemeinen schon gelobt? Nein? Das möchte ich an dieser Stelle aber mal ganz gehörig machen! Zwar begegnet man in der Regel einem Haufen Soldaten, hin und wieder fährt das Spiel aber ganz andere Geschütze auf und wirft einem mechanische Monsterkonstruktionen vor die Füße, die mich stets haben grinsen lassen. Ich mag dieses stählerne Design. Sehr sogar. Und damit komme ich zurück zu den zweibeinigen Robotermonstern. Ich bin total gut im Erschaffen von Monsternamen. Wenn ihr noch einen Namensgeber für euer Kind braucht, dann sagt Bescheid. „Schreiender Fleischhaufen“ stelle ich euch kostenlos zur Verfügung. Äh. Heute ist aber mal wieder ganz schlimm. Zweibeinige Robotermonster. Die laufen auf ihren drei, nein, zwei Beinen herum und sollten diese Beine auf dem Weg zum Spieler auf irgendwelche werfenswerten Objekte stoßen, dann geben sie ihrem Wurfdrang nach. Hierbei verhalten sie sich aber nun wie Kleinkinder, die gerade dabei sind, Werfen zu lernen. Sie halten das Objekt, führen eine Schleuderbewegung mit den Beinen, die in diesem Moment wohl eher Arme sind, aus und lassen irgendwann währenddessen los. Wirklich gezielt ist das nun nicht, sieht aber unglaublich gut aus und im Gefecht entsteht dadurch eine chaotische Dynamik, die mir sehr viel Spaß gemacht hat. Hin und wieder geht man während diesen Kämpfen auch mal drauf, ohne zu wissen, woher dieses Fass, das da gerade den eigenen Kopf abgelöst hat, eigentlich gekommen ist. Kämpfe gegen mehrere Gegner dieser Art sind für frustresistente Spaßspieler das pure Glück.
Das Gute an „Intrusion 2“ ist, dass die Speicherpunkte alle recht angenehm gesetzt wurden und man nach dem Tod nur wenige Meter zurücklegen muss, um wieder an der Stelle zu sein, an der man zuletzt geflucht hat. Dies ist zwar nicht immer der Fall, Frust wegen Wiederholungen ist aber nur beim allerletzten Bosskampf angesagt. Jetzt habe ich da ja schon wieder mit angefangen. Na gut. Dann mache ich vor dem großen Finale nur noch einen kleinen Umweg in Richtung Zwischenbosse. Das sollte mir erlaubt sein.
Schließlich gehören die Zwischenbosse alle in die Kategorie „Augenschmaus“. Das Wort habe ich glaube ich auch noch nie richtig verwendet. Nun, man muss sich weiterentwickeln. Videospiele sind ja ein sehr technisches Medium und das ist immer mit vielen neuen Entwicklungen verbunden. Hoffentlich entwickelt sich die moderne Luftfahrt auch irgendwann weiter und es gibt endlich Flugzeuge mit Fäusten.
Das dürfte zwar die Gepäckträgerindustrie in den Ruin treiben, aber irgendwas ist ja immer. Das Faustflugzeug soll hier jetzt auch nur als ein Beispiel für das Zwischenbossdesign dienen.
Und damit komme ich zu der Geschichte, die Ähnlichkeiten zu meinem Text über das Spiel „Sideway“ aufweist: Den finalen Bosskampf. Hier möchte ich aber gleich reingrätschen und für eine Textunterbrechung sorgen: Ganz so schlimm wie bei „Sideway“ ist der Endkampf bei Intrusion nicht. Trotzdem habe ich viel geflucht, denn hier merkte man dann doch, dass die chaotische Physik bei einem Kampf, in dem es um Präzision geht, für Probleme sorgen kann. Vor allem wenn dieser so unglaublich lange dauert, wie bei „Intrusion 2“. Der komplette letzte Level besteht aus einem einzigen Bosskampf und ist unglaublich gut. Man ballert und ballert und immer wieder erreicht der Gegner eine neue Stufe, verändert sein Angriffsmuster und macht einem das Leben schwer. Es gibt Speicherpunkte während des Kampfes, damit man im Todesfall nicht alles immer wieder neu beginnen muss. Und man wird sterben. Und wie man das wird. Der Boss ändert sein Angriffsmuster, man ist überfordert, lernt aus den eigenen Fehlern, stirbt und geht konzentrierter an die Sache ran.
Ach so, bevor jetzt jemand meckert: Ich verrate hier nicht zu viel. Meine Güte. Actionspiel! Dass hier am Ende ein großer Gegner auf einen wartet, sollte klar sein. Zur Geschichte sage ich nichts. Ich weiß auch gar nichts über die Geschichte. Ich weiß nicht einmal, ob es ein „Intrusion 1“ gibt! Außerdem verrate ich euch nicht, wie ihr den Gegner besiegen könnt. Ich will euch nur vorwarnen. Wenn ihr „Intrusion 2“ spielt, solltet ihr immer daran denken, dass da noch ein ziemlich großer Brocken auf euch wartet. Ein sehr, sehr spaßiger, großer Brocken.
Ach, wem mache ich hier eigentlich etwas vor? Diese ganze Spaßkacke schreibe ich doch nur, weil ich den Kampf mittlerweile hinter mir habe. Währenddessen? Uiuiui. Darf ich den Begriff Hurenscheiße noch einmal verwenden? Nur dieses eine Mal noch, versprochen? Danke. Was habe ich geflucht! Die pure Hurenscheiße. Purenscheiße. Hier wird einem wirklich alles um die Ohren gehauen, was man sich nur vorstellen kann. Rein von der Inszenierung her sollte wirklich jeder mal einen Blick auf das Finale werfen. Ein Traum! Und das Beste habe ich noch immer verschwiegen: Nach etwa einer Stunde des Kämpfens hatte ich diesen verdammten Typen besiegt. Er fasste sich an den Kopf und explodierte. Ich riss meine Hände triumphierend in die Luft. In diesem Moment explodierte neben mir die letzte Rakete, die er kurz zuvor noch in meine Richtung abgeschossen hatte. Sie tötete mich nicht. Schlimmer. Ihre Druckwelle (chaotische Physik, ihr erinnert euch vielleicht) schleuderte mich von der Plattform, auf der der Kampf stattfand. Ja, man kann links und rechts von einer Plattform fallen. Wenn das passiert, ist man tot. In meinem Fall endete die Situation aber anders. Das Spiel hatte meinen Sieg bereits registriert. Ich konnte nicht mehr sterben. Darum fiel ich von der Plattform und in eine endlose Leere. Ich fiel und fiel. Bis ich dann auf die Levelgrenze stieß. Dieser Ort diente meiner Spielfigur dann als Grab zwischen Leben und Tod.
Hier bemerkte ich dann auch, dass man am Ende von einem Flugzeug abgeholt wird. Denn plötzlich kam ein Flugzeug zu mir herunter. Es blieb aber nur eine Sekunde. Dann verschwand es ebenfalls im Bildschirmrand. Vermutlich folgte es meiner endlos weiterfallenden Spielfigur. Leider ging das alles so schnell, dass ich von dem Flugzeit keinen Screenshot mehr machen konnte.
Ich wartete noch ein wenig. Vielleicht musste ja nur eine Animation abgespielt werden oder so. Dies war leider nicht der Fall. Ich konnte nichts mehr tun. Außer den letzten Speicherpunkt neu laden. Das tat ich dann auch und war zum ersten Mal während meiner Zeit mit „Intrusion 2“ wirklich frustriert. Erst dieser kurze Moment der Freude, dann die Enttäuschung. Was für eine Erfahrung. Aber meine Wut legte sich schnell. Irgendwann hatte ich den Boss besiegt und feierte das mich nun wirklich abholende Flugzeug.
Insgesamt bleibt mir „Intrusion 2“ in positiver Erinnerung. Es hat Spaß gemacht. Man muss sich wirklich mit der chaotischen Physik anfreunden können, wenn einem das gelingt, steht dem Spielspaß nichts mehr im Weg und man kann auf Entdeckungstour gehen. Und das meine ich wörtlich. Ich gehöre ja zu den Leuten, die immer versuchen, überall hochzuklettern. So stieß ich nach einigem Herumgefummel auf einer Bergspitze auf dieses Schild:
„Herumgefummel auf einer Bergspitze“ klingt irgendwie falsch. Vielleicht sollte ich diesen Artikel besser beenden, bevor ich hier noch über andere Dinge dieser Art berichte (kennt ihr eigentlich den Film „Womb Raider“?). Darum empfehle ich euch einfach, auf diesen Link zu klicken. Dort könnt ihr „Intrusion 2“ als Flashversion spielen. Ich habe nur kurz reingeschaut und kann leider nicht bestätigen, ob es sich hier um genau die gleiche Version handelt, die man auch bei Steam kaufen kann. Vielleicht gibt es Unterschiede, vielleicht auch nicht. Dies herauszufinden ist als Artikelschreiber eigentlich meine Aufgabe, da ich aber faul bin, werde ich sie nicht in Angriff nehmen. Wenn ihr es wisst, gebt mir Bescheid. Und prüft auf dem Weg doch mal, ob es ein „Intrusion 1“ gibt. Vielleicht erklärt das ja die Handlung. Hahaha.
3 Kommentare
Schweinerei, Intrusion 2 kostet im momentanen Deal 2,72€, wollen uns wohl mal wieder abzocken die Schweine! Ò.Ó
Verständlich. Die Sales sollen etwas Besonderes bleiben. Wäre ja auch ein Skandal, wenn mal etwas billiger wäre als während den Sales! Was meint ihr, wie das Internet abgehen würde!
Großartiger Text!