Wir öffnen für euch jeden Tag ein Türchen in unserem Adventskalender und präsentieren euch jeweils einen unserer ganz persönlichen Lieblings-Autoren, die einen kleinen Gastbeitrag für uns und euch verfasst haben. Am 8. Dezember geht es um geliebte Fortsetzungen und zu viele Zahlen.
Lass uns nicht über Fortsetzungen reden
Gastbeitrag von Dennis Kogel, schreibt unter anderem für das titel-magazin.de und so manches Print-Produkt. Auf superlevel.de schreibt er selbstredend nur des Geldes wegen.
Ich mag Fortsetzungen! Das ist als Aussage erst einmal unglaublich…lahm. Es ist ja auch viel schöner, über völlig überraschende neue Titel zu schreiben, über Spiele, mit denen niemand gerechnet hat, die aus dem Nichts gekommen sind und bei denen man sich einreden kann, als Autor zu helfen. Spiele wie Cave Story.
Aber um ehrlich zu sein: Für Leute, die Fortsetzungen mögen war dieses Jahr umwerfend: Portal 2, Witcher 2, Uncharted 3, Dragon Age 2, Modern Warfare 3, Battlefield 3, Serious Sam 3, Assassin’s Creed 2.3 und so weiter und so fort. Es sind Fortsetzungen zu Serien, die ich (mit Ausnahmen) liebe – es aber natürlich nicht zugeben würde. Ich kann mich endlos darüber auslassen, was Dragon Age 2 zu einem schlechten Spiel und einer schlecht erzählten Geschichte macht, aber was habe ich mich darauf gefreut. Ich würde mich selbst belügen, würde ich sagen, dass ich Fortsetzungen nichts abgewinnen kann. Ganz im Gegenteil, ich freue mich oft über die wohlig öde Erfahrung. „Ah, wie schon in Teil 26…“, perfekt!
Bloß: Ich hasse es über Fortsetzungen zu schreiben. Habt ihr schon mal versucht einen Text zu schreiben über die „großen“ Spiele dieses Jahres, der nicht klingt wie eine Mathe-Aufgabe? Zwischen jedem Titel eine Zahl: „Teil 2 von Spiel A erinnert an Teil 5 von B, aber mal schauen wie C4 nächstes Jahr so wird.“ Fortsetzungen spielen ist toll, Sätze mit ihren Namen zusammentippen eine Qual. Vielleicht ist das ein Grund dafür, dass ich viel lieber über obskure Indies schreibe, die niemals nie genug Exemplare verkaufen werden, um Teil 2 rausbringen zu können als Drake und Batman hinterherzustarren. Zu viele Zahlen. Und das ist der blödeste, selbstsüchtigste und narzisstischste Grund, der mir für meine Themenwahl in diesem Jahr einfällt – und irgendwie finde ich das okay.
4 Kommentare
Sehr sympathisch :)
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und zu viele Veränderungen machen nur unsicher.
Sehr schöner Artikel. Das Problem kenne ich nur zu gut, schließlich ist es der Grund warum einige meiner Reviews in letzter Zeit auch sehr spät kamen.
Noch schwieriger wird es dann wenn man versucht zu rechtfertigen warum einem Fortsetzung X so gut gefällt, weil alles beim Alten geblieben ist, Fortsetzung Y aber nur noch anödet, weil es keine markanten Änderungen zum Vorgänger gibt.
Nicht zu vergessen Fortsetzung Z, mit der man plötzlich nichts mehr anfangen kann, weil im Vergleich zum Vorgänger viel zu viel geändert wurde.
Am besten ist es, wenn man die langweiligen Vergleiche zu den vorigen Teilen einfach weglässt und sich auf den aktuellen Titel konzentriert, egal, welche Ziffer da dabei steht. Ist bei Fachmedien natürlich leichter gesagt als getan, aber eine gute Review darf sich auch vieles erlauben.