Es ist passiert: Ich habe mein erstes Mobile-Game gekauft. Und bin ein wenig verliebt. Und weil ihr das auch sein solltet, gibt’s diesen Text zu Monument Valley.
Mobile-Games, das waren in meinen Augen bislang diese Minispielchen, wo man drei gleichfarbige Klötzchen, Bonbons oder Scheißhaufen in eine Reihe bringt, die dann verschwinden und man so beschäftigt ist, während sich die Straßenbahn einige Haltestellen fortbewegt. Für den etablierten Core-Gamer von Welt natürlich die Pest, die ultimative Bedrohung seines über alle Maßen geliebten Hobbies (seit der Wii), das gegen alles Neue zu schützen ja sowieso sein Job ist und überhaupt mal nur was für Anfänger (alternativ: Frauen). Vorurteile und dumme Gedanken ohne Ende und ich geb’s zu, gelegentlich hab ich mich auch dabei erwischt, das als dämlichen Kram abzutun. Immerhin nicht Frauen-exklusiv, sondern egal für welches Geschlecht. Es hat mich einfach nicht gereizt, ich habe die Faszination dahinter nie verstanden, nie kapiert, wie sich solche Games millionenfach verkaufen können. Wie man überhaupt am Smartphone spielen kann! Nein, das war nicht meins. Sollten sie alle machen, wie sie wollen – ohne mich.
Und dann der Luibl. Mal wieder. So langsam sollte ich mir Shirts mit seinem Konterfei drauf drucken lassen und einer Scherpe mit dem Text “Unreflektierter Fanboi” darunter. Hilft alles nichts, nach der Lektüre seines Tests zu Monument Valley landete das Teil auf meinem LG G2.
Im weitesten Sinne ist der Titel von ustwo ein Geschicklichkeitsspiel, in dem eine Figur von A nach B bewegt werden muss. Dazu ist es nötig, Höhenunterschiede zu überwinden, Hindernisse zu umgehen und gelegentlich auch Feinde zu meiden. Klingt alles ganz locker, doch dann kommt der FEZ-Part ins Spiel: Drehen der Umgebung, um aus Blöcken, die eben noch einfach da waren, eine Treppe zu machen, die Umgebung selbst nutzen. Mit den Ebenen spielen, M.C. Escher’eske Unmöglichkeiten schaffen und so im wahrsten Sinne des Wortes durch Um-die-Ecke-denken ans Ziel gelangen. Also schon etwas komplexer, aber immer noch nicht der heißeste Scheiß, denn seien wir ehrlich, das kennt man auch nicht erst seit dem erwähnten FEZ.
Was Monument Valley in seiner Gesamtheit so umwerfend macht, ist das Zusammenspiel von Spielmechanik, Design und Sound. Die zehn Welten sind schlicht fesselnd, ich wollte dort eigentlich gar nicht weg. Das Spiel mit Pastellfarben, Formen und die Eingabe per Touchscreen-Steuerung macht das Erlebnis sowas von zugänglich, dass es keinerlei Tutorial oder ähnlichem bedarf: Man begreift von der ersten Spielminute an, was hier zu tun ist. Als sei man immer hier gewesen. Dazu kommt ein meist sparsam eingesetzter, atmosphärischer Sound, der nie stört, sondern immer nur unterstreicht. Und ein äußerst langsames Spieltempo wunderbar begleitet. Kein Stress hier, keine Uhr die abläuft, keine Anzahl an Leben, die verschwendet werden kann. Nur ich, die Umgebung und die Frage, wie ich von A nach B gelange. Alle Zeit der Welt dafür.
Sicher, die etwas kryptische Story um Vergebung hätte etwas deutlicher ausgestaltet werden können. Warum erfahre ich nach jedem Level bruchstückhaft, dass das hier alles so eine Art Anbetung der Geometrie ist, dass irgendwas unterging und irgendwer schuld dran war? Warum erinnert mich das in Verbindung mit dem Look der Spielfigur permanent an Journey? Gut geklaut? Mag jeder selbst entscheiden. Besser allemal als “Verbinde drei Blöcke, um die Welt zu retten!”
Und leider kurz. Angenehm kurz! In weniger als zwei Stunden ist der Zauber über die Bühne, der Wiederspielwert eher gering, nachdem herausgefunden wurde, wie genau welches Rätsel denn nun gelöst werden muss. Macht aber nichts. Zwei Stunden Magie zum Preis von weniger als einer Schachtel Gauloises sind immer noch besser als zehn Stunden Monotonie zum Preis von zwei Stangen. Außerdem kann man es danach weiterempfehlen. Menschen ans Herz legen, weil es einem selbst ein klein wenig ans Herz gegangen ist. Und das von einem Mobile-Game!
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