SpielerZwei: Ich habe Wii Sports über die Jahre richtig hassen gelernt. Nicht weil es schlecht wäre. Nein. Nintendos Idee, der neuen Konsole (außer in Japan) eine 1A-Tech-Demo beizulegen, war echt super. Und die ersten paar Wochen habe ich es sogar selber gespielt. Dass das Ganze irgendwann in echten Hass umschlug, verdanke ich eigentlich nur den lieben Menschen, die sich unsere Freunde schimpfen. Und ganz besonders deren Kindern.
Jedes Mal wenn Leute ohne eigene Wii bei uns zu Besuch sind, muss Wii Sports angeschmissen werden, und wenn es nur für die Kinder ist. Immer. Wieder. Und. Wieder. Nach einigen Wochen nervte es. Nach inzwischen fast drei Jahren ist es purer Hass! Auch jeder Versuch, dem Gesocks den Freunden einen Ersatz unterzuschieben schlug fehl. Nicht einmal solch pädagogische Perlen wie Mad World wollten die Kinder des Besuchs auf mein Anraten hin spielen…! Immer nur Wii Sports. Grrrrrrr. (Hier sieht man übrigens mal wieder sehr gut, welche Spiele einen wirklich zum Amokläufer werden lassen. FPS? Pah.)
Aus diesem einfachen Grund war es für mich eine Selbstverständlichkeit, mir Wii Sports Resort gleich am ersten Verkaufstag zu holen. Einfach nur, um endlich einen konsensfähigen Ersatz für dieses verdammte Wii Sports zu haben. (Und ja, ich weiß wie schwachsinnig sich diese Argumentationskette anhört. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie es auch ist.)
Puschel: Mir gehen auch seltsame Dinge durch den Kopf. Es ist kein Hass, aber ich vertraue nicht länger meinem eigenen Urteil(nicht das sich dieses als sehr belastbar gezeigt hat): ich lasse Amateure, was sage ich, Anfänger, Qualitätsurteile fällen. Ja, natürlich, ich musste Wii Sports Resort an den Anderen(locker bleiben, gemeint sind dieses Mal die bösen Casuals, Doppelverdiener, Smart-Fahrer, etc.) ausprobieren. Als Doppelenthüllung gebe ich auch gleich den Gewinner bekannt: kooperatives Paddeln im Kanu. Wer hätte das gedacht?
SpielerZwei: Wie schon das erste Wii Sports, so ist auch Resort primär eine Tech-Demo und erst in zweiter Linie ein Videospiel. Dennoch gefällt es mir gerade als Spiel wesentlich besser als sein direkter Vorgänger, denn neben dem diesmal deutlich größeren Umfang gibt es auch nicht wenige Disziplinen, die so viel spielerische Tiefe besitzen, dass sie einen wirklich für längere Zeit beschäftigen können. Das Freischalten der zusätzlichen Variationen bzw. Schwierigkeitsgrade der 12 Sportarten ist natürlich keine wirkliche Herausforderung, da dies mehr oder weniger automatisch geschieht. Aber die dauerhafte Jagd nach Highscores ist den Designern dieses Mal wesentlich motivierender gelungen, was hauptsächlich daran liegt, dass man bei fast allen Sportarten das Prinzip „easy to play, but hard to master“ zugrundegelegt hat. Bei Wii Sports verbrauchten sich die Spiele zu schnell, weil man nach einer kurzen Eingewöhnungsphase eigentlich alles komplett im Griff hatte und so keinerlei Motivation für tiefergehende Beschäftigung mit dem Teil gegeben war. Außer den ganz noobigen Gelegenheitsspielern konnte Wii Sports so niemanden für längere Zeit bei der Stange halten.
Puschel: Ich breche die zwölf Sportarten mal kurz auf. Sports Resort besteht aus Minispielen, von denen ein Drittel gut, ein Drittel mäßig und ein Drittel reines Füllmaterial ist. Die meisten Sportarten fächern sich dabei in weitere Unterarten auf, so dass unter dem Oberbegriff Schwertkampf zunächst Duelle Mii gegen Mii geführt werden. Das schaltet ein weiteres Minispiel frei, in denen Objekte mit einem bestimmten Schwerthieb(z.B. horizontal von links nach rechts oder diagonal von rechts unten nach links oben) filetiert werden sollen, letztlich also ein reiner Reaktionstest, da die Richtung nicht vom Objekt abhängt, sondern durch einen darüber geblendeten Richtungspfeil vorgegeben wird. Im letzten Minispiel sieht man sich dann einer Zombiehorde gegenüber, die man wild aus dem Weg knüppelt bis man es in den safe room geschafft hat. Die ersten beiden Varianten können auch mit jeweils zwei Spielern bestritten werden, die Massenprügelei am Ende ist nur etwas für Solospieler. Ich zähle somit 3(Schwertkampf), 1(Wakeboarding), 2(Frisbee), 1(Bogenschießen), 2(Basketball), 2(Tischtennis), 1(Golf), 3(Bowling), 1(Jet Ski), 2(Kanu), 1(Rad) und 3(Luftsport) zusammen und komme auf 22 Spiele. Unterschiedliche Schwierigkeitsgrade lasse ich mal außen vor, sonst lande ich womöglich noch bei den legendären 112 unterschiedlichen Spielen, die Atari aus der VCS2600 Fassung von Space Invaders wringen konnte. Nintendo wirbt in Bescheidenheit tatsächlich nur mit „12 Sportarten auf einer tropischen Insel“.
SpielerZwei: Gute Beispiele dafür, dass Resort vieles besser macht als das erste Wii Sports, sind das Frisbeewerfen oder auch das Wakeboardfahren:
Man bekommt relativ schnell heraus, wie man die Frisbeescheibe in den Zielbereich bekommt, aber hat trotzdem längere Zeit daran zu knacken, eine echt perfekte Serie mit hohem Punktestand zu meistern. Und auch das Wakeboardfahren erlaubt prinzipiell einen sehr schnellen Einstieg, aber bietet dadurch, dass man nur durch längere fehlerfreie Sprungserien ordentlich Punkte einheimst, viel Potenzial für ehrgeizigere Spieler. Schade nur, dass Nintendo auch bei Resort wieder komplett auf Online-Features verzichtet hat. Ein Online-Multiplayer-Modus wäre natürlich für einige der enthaltenen Sportarten der absolute Hit gewesen, aber auch über so etwas Banales wie eine Online-Highscore-Liste hätten sich bestimmt viele Leute sehr gefreut. Also zumindest SpielerDrei…
Wie schon erwähnt, erfüllt Wii Sports Resort für Nintendo in erster Linie die Funktion einer Tech-Demo für ein unscheinbares Erweiterungsmodul namens Wii Motion Plus. Das Modul, welches einfach in den Nunchuk-Port der WiiMote gesteckt wird (der Nunchuk-Anschluß wird natürlich durchgeschliffen), enthält zusätzliche Bewegungssensoren, die es ermöglichen, wesentlich komplexere Bewegungen als bisher akkurat zu erfassen und diese zusätzlich nahezu verzögerungsfrei im Spiel umzusetzen.
Ich war zunächst relativ skeptisch, wie groß der Unterschied zwischen WiiMote mit und ohne Motion Plus wohl sein würde. Aber um es kurz zu machen: Es funktioniert großartig! Als ich das erste Mal den Schwertkampf gestartet habe und erleben konnte, wie die Bewegung meiner Hand 1-zu-1 und ohne jede Verzögerung auf dem Fernseher umgesetzt wird, war ich wirklich baff. Mit Wii Motion Plus hat es Nintendo wirklich geschafft, seine bestehende Bewegungssteuerung deutlich zu verbessern!
Natürlich ist die Frage, wie stark und vor allem wie gut Motion Plus zukünftig in anderen Spielen zum Einsatz kommen wird, aber rein technisch muss man schon jetzt sagen: Hut ab, Nintendo! Ich kann mir nicht vorstellen, dass sowohl Sony, als auch Microsoft für knapp 20 Euro ihre Eingabegeräte derart aufwerten können. Besonders auf den Straßenpreis von Project Natal (, so es denn überhaupt jemals ansatzweise die unglaublichen Versprechungen der diesjährigen E3-Präsentation erfüllen können wird, denn die MS-Pressekonferenz schrie einem ja förmlich das Wort „Fake!“ ins Gesicht,) bin ich ja mal gespannt. Dabei ist die Sache mit den Erweiterungsmodulen bei Nintendo ja nicht einmal neu: Wer damals ein N64 hatte, kann sich bestimmt noch an das Rumble- und das Expansion-Pack erinnern. Mit ersterem führte man als erster Hersteller das Vibrieren des Controllers ein, was ja heute allgemeiner Standard ist, und mit letzterem verdoppelte man den Speicher der Konsole (von 4 auf 8 MB), so dass unterstützende Spiele (z.B. Donkey Kong 64 oder Perfect Dark) in höheren Grafikauflösungen als die Konkurrenz-Konsolen fahren konnten.
Puschel: Wo ist das Gegenmittel für SpielerZweis Begeisterungsfieber? Ah, hier, eine Rückblende in das Jahr 2006. Man vergisst ja so schnell. Nintendo war keine besonders erfolgreiche Firma, die Einführung der Wii war mit Sicherheit ein Wagnis. Die Idee, dass jede verkaufte Konsole von Beginn an Profit machen sollte, war sicherlich Notwendigkeit, keine prophetische Voraussicht im Vertrauen auf überbordende Absatzzahlen. Wii Sports war ebenso wie die Beigabe zum zweiten Controller, Wii Play, eine wenig ausgeschmückte Demonstration der technischen Möglichkeiten, die die neuartige Steuerung bot. Alle Spiele-Demonstrationen zeigten Menschen, die mit vollem Körpereinsatz die dem Spiel angemessene “Was bin ich” Handbewegung vollführten. Die Wirklichkeit sah zu Weihnachten aber schon so aus: Tennis spielt man mit kurzen Zuckungen aus dem Handgelenk, Bowlen kann man auch im Sitzen auf der Couch, das Einlochen beim Golfen ist ein Glücksspiel, die tatsächlich ausgeführten Boxhiebe haben wenig mit dem Gefuchtel der Spieler gemein und Baseball …, ach, vergessen wir’s. Geboren war der Millionenseller, der angesichts leerer Regale zu Prügeleien beim Elektrodiscounter führte. Nintendo wird mit steinalter Technik, einem mäßig funktionierendem Gimmick und dem Versprechen einer Revolution zum Marktführer der HD-Generation. Nicht ganz drei Jahre später, unzählige Millionen Yen, Dollar und Euro haben Onkel Iwatas Geldspeicher inzwischen beinahe zum Bersten gebracht, soll dieses Versprechen jetzt eingelöst werden.
So grob die Wii Sports-Spieler die Bewegungen der eigentlichen Vorbilder auch nachahmten, sie waren dabei doch näher dran als in allen folgenden Spielen, in denen die intuitive Steuerung zum gefürchteten Gefuchtel, zum Waggle, verkam. Die zum Unkostenbeitrag abgegebenen Wii Sports und Wii Play zeigten nicht nur die grundsätzlichen Möglichkeiten der neuen Steuerung auf, sondern wiesen auch in ihrer Struktur den Konkurrenten den Weg: Minispiele oder der Tod! Super Monkey Balls: Banana Blitz und die erste Auflage der Raving Rabbids waren dann neben der Twilight Princess auch meine ersten Wii-Spiele. Die aktuellen Ausgaben von Warioware (Smooth Moves) und Mario Party (Acht) schlugen in die gleiche Kerbe, aber das hatten ihre Vorgänger ja immer schon getan, dafür konnte man sie also nicht tadeln. Verblüffenderweise bleiben in meiner Sammlung nur Zak and Wiki sowie Boom Blox als echte Wii-Titel übrig, die so nicht auf anderen Konsolen oder dem PC hätten umgesetzt werden können.
Wii Sports Resort ist zurzeit eins von drei Spielen, die Wii Motion Plus benutzen. Erweiterungen wie das erwähnte Rumble-Pack waren ja auch in den vorangegangenen Generationen nicht eben selten, aber die Wii setzte neue Maßstäbe. Aber in der nicht enden wollenden Armada an Zusatzschnickschnack, der vom Nunchuck und Classic Controllern über das Balance Board und Plastiklenkräder bis hin zu Rasseln oder Aufstecktennischlägern geht, ist dies tatsächlich die erste funktionelle Änderung, die den Programmierern neue Möglichkeiten bietet. Neben den jetzt zuzätzlich ermittelten Freiheitsgraden kommt auch die Genauigkeit endlich zu ihrem Recht. Auch ich muss noch einmal betonen: die Verzögerung zwischen Aktion des Spielers und Reaktion auf dem Bildschirm strebt deutlich gegen Null. Es sind inzwischen aber beinahe drei Jahre ins Land gegangen und es wird interessant sein, ob die Vorbildfunktion des Erfinders der Technologie noch die nötige Strahlkraft hat und WiiMotionPlus zum Kernbestandteil aller kommenden Wii-Spiele wird. Erstaunlicherweise ist in den letzten drei Jahren aber auch kein mir bekanntes Spiel an WiiSports vorbeigezogen. Das erklärte Ziel der Konsole, auch Einsteigern schnell Erfolgserlebnisse zu verschaffen wurde zwar auch von anderen Spielen erreicht, meist um den Preis eines lächerlich niedrigen Anspruchs an den Spieler selbst. Das andere Versprechen, die Technik zur Vermittlung neuartiger Spielideen einzusetzen, ging aber nicht über die in WiiSports gezeigten Möglichkeiten hinaus. Ich fühle mich bei diesen Nachahmerprodukten an ein Medley aus bekannten Hits der letzten Jahre erinnert, jedes Lied wird nur noch durch seinen Refrain repräsentiert(die durch die Gnade der späten Geburt unschuldigen Leser suchen bitte nach Stars on 45), mögliche Tiefe wird der leichten Wiedererkennbarkeit geopfert. Ähnlich wie die Stars on 45 verkauft sich der Unfug aber wie geschnitten Brot.
SpielerZwei: Jetzt aber zurück zum eigentlichen Spiel: Anders als mein Kollege Puschel, konnte ich bisher noch nicht so viele Gelegenheits- und Nichtspieler mit Wii Sports Resort spielen lassen. Allerdings ist unser Sohn (fast 3 Jahre alt) völlig verrückt nach dem Spiel. Gut, er ist auch der einzige in der Familie, der noch heute mit dem ersten Wii Sports viel Spaß hat, aber die Szenen, die wir in den letzten Wochen erleben durften, sind teilweise von unbeschreiblichem Unterhaltungswert. Wir müssen ihn z.B. beim Schwertkampf, seinem persönlichen Favoriten, immer an der Hüfte oder dem T-Shirt festhalten, weil er sonst beim Kämpfen wie ein Irrer immer weiter auf den Fernseher zu läuft. Er kann das einfach nicht kontrollieren. Außerdem haben wir feststellen müssen, dass er ein wirklich schlechter Verlierer ist. Wenn es der Papa einmal wagt, beim Schwertkampf-Duell zu gewinnen, was relativ einfach ist, da das SpielKind das Blocken noch nicht wirklich verinnerlicht hat, dann bekommt er im Gegenzug nicht selten handfeste Schläge mit der WiiMote, begleitet von lautstarken Vorwürfen („DU HAST GEMOGELT, PAPA! Aaaaaaahhhhh!“). (Den Verweis auf Wii Sports hinsichtlich der Amokläufer hatten wir schon, oder?)
Sehr gerne spielt er auch das Radfahren, wobei er allerdings manchmal in seine eigene Disziplin („Wer fährt am häufigsten in die Vulkanlava oder stürzt sich anderweitig am spektakulärsten in Schluchten und Wasserfälle“) verfällt und sich dabei vor Lachen wegschmeißt. Tischtennis hat er allerdings am besten drauf, was aber nicht weiter verwunderlich ist, wenn man weiß, dass er schon mit etwa einem Jahr das Tennisspiel des Vorgängers ziemlich gut beherrschte.
Neben der Kinderbespassung haben aber auch erste „Casual-Tests“ mit der Familie meiner Cousine bestätigt, dass Resort nicht nur vom Umfang her, sondern auch spielerisch eine ganze Ecke besser als der Vorgänger ist. Gerade besagte Cousine, die sonst eigentlich kaum spielt, war von der Konsole nicht mehr wegzubekommen. Inwieweit ihr selbstaufgesetzter Aprikosenlikör, den sie auch reichlich am Start hatte, dort mit hineingespielt hat kann ich allerdings erst nach weiteren Untersuchungen mit Bestimmtheit sagen…
Einzig SpielerinZwei ist inzwischen wohl wirklich komplett mit Wii Sports durch. Keine Ahnung, woran es liegt, aber der Funke wollte bei ihr bisher noch gar nicht überspringen. Sie spielt Resort höchstens mal dem Kurzen zuliebe.
Bezüglich der eingangs geschilderten Kaufmotivation, erfüllt Wii Sports Resort seinen Zweck also größtenteils vorbildlich. Und sogar ich, der ich das erste Wii Sports mit der Zeit richtig hassen gelernt habe, kann mich tatsächlich über längere Zeit solo mit dem Spiel beschäftigen ohne nach ein paar Minuten völlig gelangweilt zu sein. Es ist natürlich, wie schon sein Vorgänger, nichts anderes als eine Minispiel-Sammlung, aber eben eine richtig gute, die auch für erklärte Minispiel-Hasser wie mich funktioniert. Aber abgesehen von der Nachhaltigkeit des Spiels, die ich natürlich erst in ein paar Monaten richtig beurteilen kann, bin ich auch sehr begeistert von Motion Plus und hoffe, dass die Unterstützung dieser Erweiterung keine Randerscheinung bleiben wird. Die Wii-Steuerung ist mit dem neuen Modul tatsächlich noch mal um einiges verbessert worden und schreit geradezu nach entsprechend unterstützenden FPS-, Sport- und vor allem (Schwert-) Kampf-Spielen.
Puschel: Ich komme noch einmal auf das eigentliche Wii-Kernthema zurück: warum spielt man ein echtes Wii-Spiel, also eines, dass ein wenig mehr Körperbeherrschung erfordert, als es das Drücken des A-Buttons verlangt? Weil man Dinge tun kann, die man in der Realität nicht so einfach hinbekommt. Dazu muss natürlich die Komplexität der nachzuvollziehenden Handlung deutlich reduziert werden, denn ich habe deutliche Zweifel, dass ich auch auf einem realen Golfplatz eine Runde mit 5 über par beenden würde. Kann es aber Schwierigkeitsgrade in einem per Definition einfachen Spiel geben? Kommt man noch einmal zum Spiel zurück, nachdem der Frisbee einmal an der beabsichtigten Stelle gelandet ist, denn letztlich hat man das Spiel dann ja gemeistert? Bietet eine HighScore-Hatz genügend Anreiz für angeheiterte Cousinen? Vielleicht ist das aber alles nur ein roter Hering um die Konkurrenz auf eine falsche Fährte zu locken. Das aktuell herrschende Paradigma des Spieledesigns besteht im Etablieren einer Hauptfigur oder -ensembles, die dann in ständig wechselnden Szenerien ihr eng gestecktes spielerisches Vokabular abspulen. Wii Sports geht einen anderen Weg.
Zum Einen bricht es als Minispielsammlung natürlich diese Vorherrschaft der einen, durchgängig beibehaltenen Spielmechanik auf. Zum Anderen lässt es die Grenzen zwischen Spieler und Spiel verschwimmen. Der Spieler ist sich seiner Körperlichkeit vor dem Fernseher deutlich bewusster, die Darstellung als Karikatur seiner selbst macht die Identifikation mit dem Geschehen noch einfacher. Wii Sports Resort behält diese Eigenschaften bei, fügt dem ganzen aber jetzt eine regionale Verankerung hinzu. Während Wii Sports, Wii Play und Wii Fit in ihren Minispielen von einem Ort zum anderen springen, kann man jede Aktivität in Wii Sports Resort auf Wuhu Island verorten, dem Insel-Archipel, auf dem sich das Resort befindet. Für mich ist es der Entwurf eines virtuellen Disneylands. Ebenso wenig, wie man in ein Disneyland fährt, um eine spezielle Attraktion zu sehen, so wird man in Zukunft auch Wuhu Island besuchen, ohne genau zu wissen, was einen dort erwartet. Nur so kann ich mir auch die etwas seltsamen Aktivitäten „Radfahren“ und „Insel-Überflug“ erklären. Für Spielkinder, die nicht SpielKind sind, ist das Radeln nämlich ein Graus. Nur unter dem Aspekt, sich so die Insel zu „erfahren“ macht es Sinn. Gleiches gilt für den sehr entspannten Flugsimulator, dessen Ziel es ist, mehr oder weniger versteckte Landmarken und Sehenswürdigkeiten aufzuspüren. Ein freies Abwandern der Insel mit einem Mii fehlt aber noch. Lediglich im Idle-Mode werden die Miis vor den Orten ihrer letzten Heldentaten gezeigt. Also bucht die Tickets, damit ihr euren Enkeln erzählen könnt, dass ihr die berühmte Insel noch kennengelernt habt, bevor sie Skipisten bekam, Raumschiffe am Strand landeten, unterirdische Höhlenlabyrinthe entdeckt wurden, …
SpielerZwei: Wer sich übrigens die ganze Zeit über fragt, warum zum Teufel wir anstelle von Screenshots diese schrecklichen Menschen direkt aus dem Nintendo-Prospekt in den Artikel getackert haben, wird sicherlich schockiert sein, zu erfahren, dass wir auf den Bildern in Wirklichkeit Puschel im Kreise seiner Lieben sehen. Es war ein hartes Stück Arbeit, diese Bilder so extrem gestellt aussehen zu lassen. Auf einem der Bilder bin sogar ich zu sehen. Ein Tipp für unsere Ratefüchse draußen vor den Bildschirmen: Ich verstecke mich hinter einem der Möbelstücke…
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