Mass Effect 2 und BioShock 2 haben etwas gemeinsam. Nein, ich meine nicht die „2“ im Titel. Und auch nicht die mehr oder weniger stark ausgeprägten Rollenspielelemente, die beide Spiele beinhalten. Beide Titel sind Shooter, weshalb ich sie selbstverständlich am PC gespielt habe, aber auch das soll uns heute nicht weiter kümmern. Es geht mir vielmehr um jenen Aspekt, der beide Spiele (und natürlich auch deren jeweilige Vorgänger) speziell für mich so großartig gemacht hat: Die Story!
Der geneigte Stammleser weiß ja schon lange, dass Spiele bei mir vor allem durch eine gut erzählte Geschichte und überzeugende Atmosphäre punkten können. Natürlich müssen Gameplay und allgemeine Präsentation auch stimmen, aber ohne eine anständige narrative Ebene hat es ein Spiel eher schwer, mich wirklich bleibend zu beeindrucken. Und da beide Kandidaten genau hier ihre größte Stärke besitzen, liegt es nahe, ein klassisches Double Feature daraus zu machen, bei dem alle anderen spielrelevanten Aspekte höchstens am Rande eine Rolle spielen.
Den Anfang macht heute Mass Effect 2. Aber seid gewarnt, liebe Junkies! Wenn wir uns über die Charaktere, die Geschichte und deren Dramaturgie unterhalten wollen, geht das nicht ohne massiv zu spoilern. Wer das Spiele noch vor sich hat, liest also besser nicht weiter. Und ich mache wirklich keine Witze: Ich spoilere im Folgenden nicht nur über ME2, sondern auch dessen Vorgänger und die (mögliche) Fortsetzung…!
Mass Effect 2
Gleich zu Beginn des Spiels verliert Shepard alles, was der Spieler im Vorgänger hart erarbeitet und liebgewonnen hatte: Die Normandy, die gesamte Crew und das eigene Leben. Bums! – Zeitsprung: Zwei Jahre später. Shepard erwacht in einem Klonlabor auf einer geheimen Raumstation und gilt offiziell als tot, wodurch folglich auch jedweder Rang (immerhin haben wir uns mühsam zum ersten menschlichen Spectre der Galaxie heraufgearbeitet) in der Allianz erloschen ist. Das Schiff ist Schrott und die Crew tot oder vermisst. Und zu allem Überfluss gehört die mysteriöse Raumstation, auf der wir ins Leben zurückgeholt wurden, auch noch Cerberus, jener regierungsfeindlichen Untergrundorganisation, die wir in ME1 als abtrünnige und skrupellose Verbrecherbande kennen gelernt haben. Ganz schön starker Tobak!
Mass Effect ist Science Fiction auf einem epischen Level. Die Art SciFi, wie man sie im Kino nur alle Jubeljahre erlebt. Das naheliegendste Beispiel ist ganz klar Star Wars, wobei ich natürlich die echte Trilogie meine und nicht den Schrott, mit dem Herr Lucas Jahre später uns alten Säcken nachträglich die Kindheit und sich selbst seinen ehemals unantastbaren Ruf versaut hat. In der Welt der Fernsehserien wird man schon eher fündig, wenn man vergleichbare Big-Scale-SciFi heranziehen möchte, die ihr Universum und die darin agierenden Protagonisten und Antagonisten ähnlich großartig aufbaut, wie es die ME-Spiele tun: Star Trek (vor allem DS9), Babylon 5, Battlestar Galactica, Firefly und Stargate, um nur einige zu nennen.
Der krasse Auftakt des zweiten Teils dient dabei nicht als einfallsloser Druck auf den Reset-Button, um den Autoren völlig freie Hand für das Skript der Fortsetzung zu geben, sondern dient dem Spieler als höchst emotionale Rückkehr in die Welt des Spiels. Gleichzeitig wird die Tonart dadurch eine ganze Spur düsterer angelegt als noch im ersten Teil. Shepard wird nun vom Vorzeigesoldaten und Strahlemann der Allianz zum Outlaw, der mit Hilfe der fragwürdigen Cerberus-Organisation an allen vorher geltenden Regeln und Institutionen vorbei operiert, um der drohenden Rückkehr der Reaper entgegenzuwirken.
Im Verlauf der Handlung relativiert sich dabei die zunächst fatal wirkende Katastrophe vom Anfang des Spiels: Cerberus lässt Shepard genug Spielraum und stellt die benötigten Ressourcen bereit. Wir bekommen eine neue, verbesserte Normandy, reaktivieren alte Weggefährten und gewinnen neue hinzu. Doch dieses Mal ist Shepards Team nicht nur eine Spezialeinheit, die einen Feind im Auftrag der Regierung bekämpfen muss, sondern eine regelrechte Schicksalsgemeinschaft. Nachdem das ganze Ausmaß der Bedrohung durch die Reaper klar geworden ist, geht es nicht mehr um Regierungen und deren Agenden. Nun heißt es, die Reaper zu vernichten oder unweigerlich mit der gesamten Galaxie zum Teufel gehen. Die Charaktere sind ein bunter Haufen von unterschiedlichsten Individuen, die zunächst so gar nicht zusammenpassen wollen. Einige von ihnen sind sogar recht zwielichtige Gestalten, denen man anfangs kaum vertrauen mag. Doch nach und nach entwickelt sich das Team zu einer noch eingeschworeneren Truppe, als dies im Vorgänger der Fall war.
Mass Effect 2 ist der klassische Mittelteil einer Trilogie: Nachdem der erste Teil in einem mehr oder weniger abgeschlossenen Abenteuer die Hauptfiguren und vor allem die Welt eingeführt hat, konzentriert sich der zweite Teil im wesentlichen auf die Hinführung zum großen Finale im dritten Teil. Der Kampf gegen die Protektoren dient lediglich als Instrument, um die Hintergründe des ME-Universums weiter auszubauen und ist nach der epischen Schlacht gegen die Sovereign, den mächtigen Reaper im ersten Teil, dementsprechend enttäuschend, so man ihn denn als Hauptplot auffasst. Das eigentliche Ziel von ME2 ist allerdings der Auf- bzw. Ausbau des Teams, das in Teil 3 das Universum zu retten haben wird.
Dass dabei mit den Kollektoren als bloße Handlanger der Reaper vordergründig einen Gang heruntergeschaltet wird, ist eher nebensächlich. ME2 lässt die Crew gegen einen im Vergleich zu den Reapern harmloseren Gegner antreten, um Luft für viel wichtigere Dinge zu schaffen: Es knüpft engere Bande zwischen dem Spieler und den Protagonisten. Und obwohl der direkte Gegner nicht so wirklich der Hammer ist, wird die tatsächliche Bedrohung durch die Reaper noch erdrückender, weil man immer mehr über das ganze Ausmaß selbiger erfährt. Zudem nimmt einem das Spiel teilweise den Rückhalt durch die Allianz oder den Rat und macht nur zu deutlich, dass man es mit einer unvorstellbaren Übermacht zu tun haben wird. Es erzeugt eine Stimmung, die eines ganz klar macht: Wenn Shepard und sein Team die Reaper nicht aufhalten, dann wird es niemand tun. Und die Chancen stehen denkbar schlecht…
Natürlich lässt sich aus dem recht klassischen Aufbau der Story, die nicht von Ungefähr stark an „Das Imperium schlägt zurück“ erinnert, vieles für den Abschluss der Trilogie ableiten bzw. vermuten. Wir können nach dem starken Team-Focus in ME2 sicher davon ausgehen, dass nicht alle Teammitglieder das Finale überleben werden. Und vermutlich werden gerade jene über die Klinge springen, die Shepard aufgrund der individuellen Spielerentscheidungen am nächsten stehen. Außerdem werden unsere Helden in letzter Sekunde, wenn alles schon verloren erscheint, Unterstützung seitens anderer Völker erhalten. Vermutlich wird Shepard das vollbringen, was der Rat nicht zustande bringt: Alle wichtigen Völker der Galaxie werden ihre Streitigkeiten kurz vor Knapp beiseite legen und gemeinsam eine gewaltige Flotte gegen die Reaper aufstellen. Ich weiß, dass das abgedroschen ist, aber immer noch besser als sich den Arsch von den Ewoks retten zu lassen, oder?!
Spielerisch schleift BioWare noch mehr Kanten ab, als es schon beim Vorgänger der Fall war: Das von Langzeit-Fans der RPG-Spezialisten schon als „Rollenspiel Light“ kritisierte ME1-Gameplay wurde noch stromlinienförmiger gemacht, indem man den 3rd-Person-Shooter-Charakter ausgebaut und die klassischen RPG-Elemente weiter reduziert hat. Aber auch wenn man die Kämpfe nun tendenziell gar nicht mehr pausiert, um Befehle zu geben (was jedoch weiterhin möglich ist), empfand ich Mass Effect 2 dennoch nicht primär als Action-Spiel. Und auch wenn nun bei Charakterwerten, Waffen und Rüstungen vollends auf jedwedes Zahlenmaterial verzichtet wurde (die Beschreibungen neuer Waffen geben z.B. lediglich darüber Auskunft, dass es sich um eine bessere Waffe als XY handelt), ist es für mich aufgrund der vielen Dialogoptionen und den damit verbundenen Entscheidungen immer noch ein waschechtes Rollenspiel; nur eben eines, das relativ untypisch für BioWare ist. Der Hauptfokus des Spiels, primär eine große Geschichte erzählen zu wollen, gelingt dermaßen gut, dass es für mich ohnehin keine große Rolle spielt, welcher Spielmechaniken man sich dazu bedient. Für mich ist Mass Effekt 2 die wesentlich bessere Version dessen, was David Cage mit seinen QTE-Orgien versucht: Ein großartiger interaktiver Film. Wer auch nur im Entferntesten etwas mit epischen SciFi-Opern anfangen kann, muss die Mass Effect-Trilogie spielen, egal welche Genrepräferenzen er ansonsten haben mag!
Hier geht es mit Bioshock 2 in die zweite Runde dieses Double Features…
17 Kommentare
***SPOILERWARNUNG***
Ich stimme dieser Lobeshymne nicht ganz zu (epische SF? Na sicher nicht, höchstens auf Groschenromanniveau). Nachdem ich 35 Stunden in ME2 versenkt hatte, war alles was da übrig blieb ein (recht) schaler Nachgeschmack. Der ganze Hype ist m. E. definitv unberechtigt. Serviert bekommt man im Endeffekt einen Shooter mit ca. 10 Stunden Zwischensequenzen mit Interaktionsmöglichkeiten und 15 Stunden Scannen von Planeten um Ressourcen zu lukrieren – garniert mit einer völlig hanebüchenen Story.
Die Hintergrundgeschichte wirkte auf mich mehr als konstruiert:
…ja klar, die Kollektoren sind genmanipulierte Protheaner, die wurden ja gar nicht ausgerottet…
…ja klar, sie haben auch nichts Besseres zu tun, als Millionen von Menschen zu entführen, um sie zu Saft zu verarbeiten und damit einen “menschlichen” Reaper zu bauen, so pflanzen sie sich nämlich fort (O Gott, was für ein Schund)…
…ja klar, nur die größten Freaks werden von Shepard rekrutiert, die No.1 an Absurdität geht an die Asari-Biotikerin (schon seit 400 Jahren jage ich meine Tochter, harrrrrr)…
…ja klar, niemanden auf der Citadel interesiert das alles, sind ja schließlich alles faule Politiker…
Ich weiss nicht, ich weiss nicht, mir hat die Einbindung in ein größeres (politisches) Gefüge in ME1 deutlich besser gefallen, ich hatte in ME2 nie das Gefühl Teil eines größeren Ganzen zu sein, sondern nur den Handlanger für Cereberus zu spielen – und das mit vager Zielsetzung. Die Kollektoren bleiben als Gegner grundsätzlich farblos, interessant wäre noch, wie sie an die ganzen Husks gekommen sind – ich dachte das wäre eine Geth-Spezialität, aber vielleicht verwechsle ich auch etwas. Die Nebenmissionen und die Loyalitäts-Missionen der Mitstreiter machen allerdings durchwegs Spaß und sind sehr gut inszeniert, mein Favorit in der Hinsicht ist Legion – das war wirklich eine sehr gute Idee.
Spaß hat es irgendwie schon gemacht, aber ein zweites Mal spiele ich ME2 sicher nur, wenn mir sehr langweilig wird. Trotzdem bin ich gespannt, wie es im dritten Teil weitergeht – wenn die Reaper einmarschieren.
***SPOILERWARNUNG ENDE***
Natürlich dürfen die Autoren der Story auf keinen Pulitzer-Preis hoffen. Da ich aber eher Vergleiche zu Filmen und TV-Serien ziehe, schlägt sich das Spiel eigentlich ganz gut. Wir reden hier natürlich nicht von Asimov, aber im Vergleich zu Star Wars oder den anderen genannten Beispielen, steht die Story von ME2 meiner Meinung nach ganz gut da. Und verglichen mit anderen Videospielen sowieso, denn was das angeht, ist man ja ohnehin nicht gerade verwöhnt und oft mit weniger zufrieden… ;)
Da bin ich mal auf BS 2 gespannt, denn dessen Story hat mehr Löcher als ein Schweizer Käse und wird IMHO auch noch uninspiriert rüber gebracht.
ME2 ist schon die aktuelle Speerspitze im Storytelling. Und das muss man wissen, wenn man das spielt. Ich habe seinerzeit Wing Commander 4 völlig falsch angegangen und war enttäuscht. Hätte ich es wie ein Kumpel gemacht und das ganze als Interaktiven Film betrachtet, hätte es mir mehr Spaß gemacht.
ME2 ist ein interaktiver Film. Die Dialoge sind aktuell einfach das Beste, was man in einem Spiel findet.
Das heißt natürlich nicht, dass ich mir nicht doch ein Planescape: Torment Remake wünschen würde, das wirklich DAS storymäßig epische RPG ist…
@ SpielerZwei: naja, Pulitzer-Preis wird’s ohnehin keiner werden, trotzdem hat mich der erste Teil storymäßig viel mehr mitgenommen – natürlich war es auch sehr heroisch der erste Spectre zu werden usw. aber trotzdem wirkte alles ein bisschen “glaubwürdiger” oder “realistischer” (Ich weiß, ich weiß…) – bei ME2 bleibt bei mir einfach so ein gekünsteltes Bauchgefühl zurück. Eine der (für mich) zentralen Enthüllungen im Spiel – nämlich die Kollektoren-Protheaner-Verbindung – passiert einfach so nebenbei, das kann man glatt überlesen, kann aber auch sein, dass es nur für mich so einen hohen Stellenwert hat (obwohl es natürlich nach wie vor absurd ist)
@ Sir Richfield: wie meinst du das mit aktueller Speerspitze im Storytelling im Vergleich zu Wing Commander 4? Wenn ich einen interaktiven Film will kann ich doch auch Heavy Rain spielen, oder? Ich betrachte die kümmerlichen Reste eines Rollenspiels nicht als interaktiven Film, und in Bezug auf die Story war ich z.B. von Fallout 3 wesentlich stärker gefesselt. Bioshock 2 habe ich noch nicht gespielt, aber beim ersten Teil war ich ziemlich begeistert, kann sein dass es da auch Lücken gab, aber die Athmosphäre wirkte “echt” – was ich bei ME2 irgendwie schmerzlich vermisse…
@mkraxx:
Gut, das die Collectors dann korrumpierte Protheans waren, ist vielleicht etwas schwammig für sich alleine aber ich finde der Kniff funktioniert aus mehreren Gründen wichtig:
1. Zeigt es wie gefährlich die Reaper in wirklichkeit sind.
2. Erklärt es wie die Reaper über die Galaxie wachen können.
3. (und das scheitert eben leider eher) stellen sie noch einmal eine Verbindung mit dem 1. Teil her indem es als große Überraschung gewertet wird.
Aber jetzt mal ernsthaft, in der Story spielt es keine große Rolle ob die Protheans jetzt Collectors sind oder nicht. Es wird ja auch im Spiel gesagt, das nur die Aussgangs-DNA noch übrig geblieben ist. Weder sind die Collectors erscheinungstechnisch, noch technologisch irgendwie mit den Protheans verwannt. Hier kann man ruhig die Parallele mit Half-Life 2 und den Combine ziehen finde ich und ich mag dieses Konzept der Degeneration.
Meine Lieblingsmission war die Mission mit der Flotilla, die war einfach nur toll gemacht in meinen Augen. Nicht nur das man versteht was in den Köpfen der Leute dort abgeht und ihrer Heimatlosigkeit, es wird auch grundlegend Basis gelegt für Teil 3 in den Entscheidungen die man dort trifft. Das Spiel hat quasi in der Situation von dir erwartet, das du langfristig auch Teil 3 schon miteinplanst. In Gewisser Weise war in Teil 1 schon eine solche Sequenz die für Teil 2 keine Rolle spielt, aber in Teil 2 angedeutet wird, wie wichtig die Entscheidung am Ende für Teil 3 sein wird. Auch das finde ich einen sehr gut gemachten Zug.
@ Kreon: Hej, stimmt, die Flotilla-Mission war cool, das war mal was anderes. Noch besser fand ich allerdings die Beschattungsgeschichte in der Loyalitätsmission von Thane, das war mal was ganz anderes, da war es auch nicht notwendig einen einzigen Schuss abgegeben – wenn ich mich recht erinnere. Und die Geschichte mit Legion und den Geth war auch sehr fein.
Wie gesagt – die Loyalitätsmissionen fand ich meist sehr gut […ich jage schon 400 Jahre meine Tochter, harrr…;D]
Ich werde den dritten Teil auch sicherlich spielen – alleine schon um zu sehen, was sie gegen die Reaper-Horden unternehmen wollen – mal schauen wie weitreichend die Entscheidungen aus ME2 wirklich sein werden…
Ich finde Teil 2 steht dem ersten Teil in nichts nach. Vielmehr sehe ich es so, dass Teil 1 auf jeden Fall den Bonus hat, den die ersten Teile eben immer haben. Das Neue, das Unbekannte usw. Wie SpielerZwei war auch ich schon vom ganzen Prolog her geflasht, obwohl ich ja schon ansatzweise wusste, wo die Reise hinführen wird. Ich kann mich auch noch sehr gut daran erinnern, als ich Teil 1 erstmalig angespielt habe und nach 5 Minuten bereits Feuer und Flamme war. Und auch 2 Jahre Pause zwischen den Teilen konnte meine Begeisterung zum ganzen ME-Universum nicht mindern. Storymäßig kann man Mass Effect überhaupt nichts vorwerfen, vor allem deshalb nicht, weil der meiste Kram auf dem Videospielemarkt nicht mal eine Story hat. Deshalb langweilt mich ja vieles auch nur noch. Spiele brauchen einfach mehr Story, mehr Emotionen, mehr Tiefe und ME1+2 hat davon mehr als genug.
Und ja, David Cage macht es zwar anders, aber die Richtung ist schon die richtige. In Sachen Storytelling sind ME und HR gerade das Highlight für mich, wo sich die Entwickler in Zukunft ruhig nach richten könnten (und müssten).
Das einzige, was mich an ME2 echt gestört hat, ist die Planetenscannerei. Das war halt so eine Verschlimmbesserung des Mako’s aus Teil 1. Jetzt habe ich mir manchmal echt das Mako zurückgewünscht. Ich denke, da weiß BioWare schon selber, dass das jetzt auch keine Superidee war.
Ich freue mich riesig auf Teil 3, kanns kaum abwarten ganz ehrlich. Und ich hoffe, dass das wieder so problemlos laufen wird mit der Speicherstandübernahme. Das fand ich extremst fantastisch!
Schöner Artikel!
@Mkrax:
Damit meine ich, dass man ME2 nicht als Rollenspiel oder Shooter oder beides sehen soll. Eher als einen Film, dessen Verlauf man stellenweise beeinflussen kann und zwischen den Szenen halt ballert.
Mein WC4 Beispiel sollte nur zeigen, dass ich auch schon mal mit falschen Vorzeichen an ein Spiel gegangen bin.
Einem Kumpel habe ich ME1 und 2 mit genauer Anleitung gegeben und er meinte hinterher: “Jo – zwei Spiele lang Story gekifft, geil!”.
Zumal man ME2 mit ME1 beeinflussen kann, was eine längst vergessen geglaubte Kunst ist.
Damit hebt es sich in der Beziehung deutlich von Bioshock 1 ab, denn es ist egal, was Du in BS1 gemacht hast. Überhaupt ist da alles egal. Obschon man in BS1 reihenweise Splicer umgenietet hat und eigentlich dachte, man hätte die little Sisters befreit, hat sich in Rapture 30 Jahre lang angeblich nix getan. Es gibt immer noch Splicer, Big Daddies, Little Sisters und ein oder zwei normale Menschen. HÄH?
Heavy Rain kann ich allerdings nichts zu sagen. Zum einen weil ich keine PS3 besitze und zum anderen weil mir der Vorgänger schon auf den Nerv ging. Vor lauter “was muss ich jetzt drücken, WO ist der Hinweis” habe ich gar nicht mitbekommen, worum es da geht.
Ich kann dann allerdings auch nichts zur Inszenierung sagen.
ME2 sieht stellenweise in den Zwischensequenzen und den Gesprächen aus wie ein Film: Schnitt, Beleuchtung, Einstellungen… Bioware zeigt hier, wie sehr sich ein Spiel an das andere Medium nähern und dennoch als Spiel durchgehen kann.
Da ist allerdings noch Luft nach oben.
Von Heavy Rain kenne ich nur ein Video vom Duschen und einem folgenden Kampf. Als unbeteiligter Betrachter kam da allerdings keine Dynamik rüber, dafür lief das zu langsam ab. Da ist das Spiel dem Eindruck noch im Weg.
im vergleich zu dem, was einem andererorts als “story” in games aufgetischt wird, steht ME2 sicher interessanter da, aber das ist ja auch in etwa so wie der einäugige und die blinden.
die hauptstory von ME2 ging mir beim spielen oft komplett unter, weil ich gefühlt 90% der spielzeit damit beschäftigt war, irgendwelche zt.. schrecklich doofen, klischeehaften familienprobleme zu kitten, anstatt das universum zu retten (“ja nee kein ding du, da sollen die kollektoren doch halt noch ein paar kolonien abgrasen, wir fliegen erstmal los und schauen, ob wir das problem mit deiner mutter/tocher/vater/sohn/schwester/ omi/großnichte/schwippschwager aus der welt schaffen, das ist wirklich wichtiger, sonst liegt dier das dann später auf dem magen und das wollen wir ja nicht, du bist so ein unglaublich wertvoller mensch/alien und wir könnten ja auch später noch ein bisschen ficken … noch nen tee?”) klar kann man sogar solche vorabendserien-storykonstrukte spannend finden – zB wenn man keinen geschmack hat).
was mir an den mass effect spielen wirklich gut gefällt ist nicht die eher vorhersehbare hauptstory oder die seichten nebenplots sondern das originelle und in weitern teilen ausformulierte universum mit seinen zt skurillen rassen und geschichten…
die “gernsback”-anspielung im game halte ich dennoch für in etwa so passend wir david cage’s citizen kane-referenz damals in fahrenheit
zum spiel in kürze: ich fands toll präsentiert, liebevoll designt, andererseits war es (auf normal) gerade spielerisch recht anspruchslos – sowohl die shooter als auch rpg-anteile waren extrem “light”
Ich sag ja, da ist noch Luft nach oben. Dass man die eher unwichtigen Dinge lösen kann/muss, bevor man sich um das wichtigste kümmert.. Naja, RPGler sind das gewöhnt.
Allerdings würde mich da eines interessieren, das werde ich wahrscheinlich auch testen (ist ja noch Zeit satt bis ME3).
Achja: Spoiler!
Laut einiger dubioser Quellen scheint es möglich zu sein, seine ganze Bande zum Teufel zu schicken, indem man sich eben nicht um deren Wehwehchen kümmert und einfach Hals über Kopf ins Verderben rennt. Bin schon etwas gespannt, wie ME3 dann den Bogen bekommt. Oder ob wieder ein großer Reset kommt, DAS wäre dann sehr schwach.
Man hat bei ME schon oft die Wahl, man muss halt mit den Konsequenzen leben wollen.
Was natürlich grandios wäre und die Serie damit auf ein Niveau knapp unter Planescape heben würde: Wenn in ME3 So viele Alternative Enden untergebracht sind, dass Entscheidungen aus ME1 und 2 sich jeweils darauf auswirken.
Denn 1 und 2 können ja nur an jeweils definierten Punkten enden. Es sind ja nur die Übergänge zum Finale.
Man könnte aber auch statt stundenlang zu philosophieren einfach mal was zocken gehen. ;)
[b]**SPOILERALERT**[/b]
ich hab das game 2x durchgespielt und beim ersten durchgang diverse loyality-missionen aus RPG-gründen nicht zur zufriedenheit des entsprechenden crewmitglied gelöst, dementsprechend hab ich diverse leute im finale verloren. auch die aufrüstung des schiffs entscheidet, wieviele leute den jump durch das gate überleben. ich glaube daher nicht, das man in ep3 direkt weiterspielt sondern wieder resettet
auch die entscheidungen von ep1 hatten ja im 2. teil keine wirklichen auswirkungen (welchen marine man in den tot schickte, ob man wrex killte etc), abgesehen von einigen dialogoptionen. anyway, ich hoffe man bekommt im nächsten teil einen volus und einen elcor ins team… dann sind unterhaltsame dialoge garantiert =)
@Spieler Eins: Wenn du das machst, dann musst du mit den Konsequenzen leben. Wenn du dir zu viel Zeit beim Retten der Crew machst, stirbt die. Am Ende war zwar mein Team am Leben, dafür war die Crew der Normandy bis auf die Doktorin komplett zu Soylet Green verarbeitet worden weil ich statt sie zu retten ich lieber die Sidemissionen gemacht habe.
Wäre ich gleich nach der Entführung hinterhergedüst, wäre die Crew noch am Leben.
@Sir Richfield: Da du sogar sterben kannst in dem Spiel (und dann statt Shepard eben Joker dem Illusive Man bericht erstattet) denke ich wird nur ein Teil der Crew wieder in ME3 aktiv spielbar sein. Der Rest wird irgendwo Probleme lösen wenn sie nicht gestorben sind. Vermutlich startet ME3 auch ohne Shepard wenn man den Spielstand nicht importiert.
Soweit ich weiß, sind ausschließlich die Updates entscheident, ob ein Teammitglied überhaupt bis zur letzten Mission kommt.
Dann kann man noch die Wahl des Teamleaders verbocken und natürlich zu langsam sein.
Nach der Mission, auf der man Legion erhält hat man nach dessen Aktivierung noch zwei Nebenmissionen Zeit, bevor die Crew zur Hälfte stirbt und dann noch ein paar bis alle sterben.
Dass Shepard auch sterben kann war mir allerdings nicht bewußt.
Da bin ich echt mal gespannt, wie die den Bogen bekommen…
Gut, ist alles noch kein Chrono Trigger, aber immerhin die richtige Richtung. Jetzt brauche ich nur noch ein “echtes” RPG mit so vielen “optionen”…
Die Suicide-Mission funktioniert in etwa so:
1. sterben können die Charaktere wenn die Normandy nicht gut genug ausgerüstet ist und eben Schaden nimmt.
2. Können die Charaktere sterben wenn nicht die richtige Spezialisierung gewählt wird und der Teamleader mies war. Beispielsweise nützt es nichts einen guten Teamleader auszuwählen wenn man Grunt durch den Versorgungschacht jagt weil er nichts von Tech versteht.
Hier spielt auch irgendwie die Loyalität noch mit rein aber kA wie das verrechnet wird.
3. Können die Charaktere sterben oder abhauen wenn sie die Zivilisten evakuieren sollen und sie dir nicht loyal sind. Wenn er abhaut, sterben die Zivilisten, wenn er stirbt überleben die Zivilisten aber du verlierst den Charakter. Ob der Charakter flieht oder stirbt ist bei jedem Charakter unterschiedlich.
4. Können die Charaktere sterben wenn ihre kombinierte Stärke in “Hold the Line” nicht hoch genug ist. Beispielsweise kann der Doktor, Jack und Tali leicht sterben wärend der Sequenz weil sie die 3 schwächsten Charaktere hier sind. (intern hat jeder Charakter nen Verteidigungswert, wenn der nicht ausreicht sterben die schwächeren Charaktere)
5. Sterben die Charaktere die du mitnimmst zum letzten Gefecht wenn sie dir nicht loyal sind. Wenn beide Begleiter die du mitnimmst Tod sind, stirbst du am Ende ebenfalls.
[quote]@Sir Richfield: Da du sogar sterben kannst in dem Spiel (und dann statt Shepard eben Joker dem Illusive Man bericht erstattet) denke ich wird nur ein Teil der Crew wieder in ME3 aktiv spielbar sein. Der Rest wird irgendwo Probleme lösen wenn sie nicht gestorben sind. Vermutlich startet ME3 auch ohne Shepard wenn man den Spielstand nicht importiert. [/quote]
Eher unwahrscheinlich.
[i]“Dead is dead. Mass Effect 3, as with the rest of the trilogy, is Shepard’s story. If you have a dead Shepard at the end of Mass Effect 2, that saved game won’t import into Mass Effect 3,” Casey Hudson said.[/i]
[url]http://www.vg247.com/2010/02/08/bioware-mass-effect-2-saves-might-not-work-with-mass-effect-3/[/url]
Das wäre wirklich blöd wenn sie sich daran halten, dann lieber sagen am Ende von ME2 “Cerberus hat Menschheit mit Reapertechnologie versklavt und konnten so die Reaper besiegen.” oder sowas…
Wenn ME3 so anfangen würde, wenn man ein “Shepard ist tot” Savegame importiert, das wäre schon ein Knaller. ;)