Der österreichische Developer Stillalive Games aus Innsbruck war bisher vor allem für Bus-Simulatoren bekannt. Diesmal dachte man sich dort wohl, dass man sich von diesem Bus ja auch einfach täglich an einem Community Garden absetzen lassen kann, um dort hübsche Blumen um elegante Pavillons herum zu pflanzen. Trotz so einiger anfänglicher Schwächen, an denen gerade gearbeitet wird, hält Garden Life: A cozy Simulator sein Versprechen einer wunderbar entspannenden und kreativen Gartensimulation.
Der Trailer des Cozy Games zeigte wunderschön bepflanzte Beete in einem noch schöneren Gartenkunstwerk und ich dachte mir, wenn ich schon meinen echten Balkon komplett vernachlässige, kann ich wenigsten einen fiktiven Garten entwerfen. Ganz ohne Zeitdruck und stressige Aufträge wie in Farming Sims mich ganz entspannt in der künstlichen Natur aufhalten und sie genießen. Ich weiß nicht genau, wie ich darauf kam, denn das wurde mir am zweiten Tag direkt mit den ersten Aufträgen für Blumensträuße ausgetrieben. Zum Glück muss man die meisten Aufträge weder annehmen noch durchführen, aber man will ja auch nicht einfach so Geld, äh ich meine Blümken (die Spielwährung) ausschlagen. Im Kreativmodus kann man sich dafür auch ganz ohne Grind austoben.
Aber gehen wir erst mal zurück zum Anfang, eigentlich ist es nämlich sehr tragisch: Bisher hat sich Robin um den mehr oder weniger Gemeinschaftsgarten gekümmert, ist vor einer Weile aber gestorben. They wird von allen sehr vermisst, aber trotzdem sind alle guter Dinge, dass wir den Aufgaben gewachsen sind. Diese bestehen einerseits daraus, den Garten nach seiner Alone-Time wieder hübsch zu bekommen und ihn nach und nach mit kostspieligen Upgrades zu erweitern und andererseits in Vorbereitung darauf, verschiedene kleinere und größere Aufträge zu erledigen, die einem das Sparschwein füllen sollen. Sie erstrecken sich von „Ich brauche einen Strauß rote Rosen für einen Geburtstag“ bis hin zu „Pflanze 30 Exemplare der folgenden Pflanze in deinen Garten“. Letzteres kann schon mal ein wenig anstrengend werden, da im Spiel aus Performancegründen die Anzahl der Pflanzen beschränkt wird. Hat man also diese Großaufträge, muss man sich wohl oder übel von seiner bisherigen Gartenplanung trennen, denn bei zu vielen Hortensien im Wind raucht einem laut Antworten der Entwickler auf einige Beschwerden möglicherweise die Konsole ab. Was mich zunächst etwas – nunja… verwundert hat – entpuppte sich dann doch als Möglichkeit, mehr mit meinem Gärtchen anzufangen, als einfach nur Pflanzen halbwegs hübsch zusammen zu setzen. Die Grundausstattung fürs Gärtnern bekommt man in einem süßen kleinen Gartenlädchen im idyllischen Ortskern, d.h. einige nützliche Werkzeuge und auch einiges an Dekoration. Ob Froschfiguren mit Zauberhut, Sitzbänke, Terrakotta-Töpfe oder auch Steinplatten für naturbelassene Gehwege, plötzlich gabs im Gemeinschafts-Paradies wieder so einiges zu tun und zu verschönern.
Im Lädchen kann man auch Samen kaufen, und zwar von jeder Pflanze genau eine Version in einer Farbe. Möchte man weitere bekommen, z.B. weil sie zu einer der kleinen Quests gehören, muss man sich auf sein Glück verlassen, denn andersfarbige Samen entstehen nur scheinbar zufällig an blühenden Pflanzen. Nur „scheinbar“, weil das im Normalfall schon halbwegs zeitnah zu den Aufträgen passiert. Allerdings gab es bei mir auch Fälle, in denen ich alles Menschenmögliche getan habe und trotz Pflanzen in unterschiedlichen Farben und ständiger Düngung einfach niemals die gewünschte Version rauskam. Das war besonders ärgerlich, als es darum ging, das Gewächshaus eröffnen zu können, was für mich erst am Ende des Winters – also zum Ende des Spielejahres – ging. Worauf ich auch in meinem zweiten Frühling (jaja) leider immer noch warte, ist eine rosa Rose, die für die Fertigstellung der dritten von sehr vielen Blumenskulpturen nötig ist. Die große Skulpturenausstellung im imposanten Park des Dorfes ist eine wunderbare Idee und als Aufgabe gedacht, die das Spiel auch nach allen Erweiterungen im Garten noch interessant halten soll. Dadurch, dass sie aber in einer bestimmten Reihenfolge zusammengestellt werden müssen und gleichzeitig aber speziell dafür benötigte Blumen fehlen, ist dieser Spielteil für mich blockiert. Da kann ich nur hoffen, dass der Punkt möglichst bald gefixt wird, damit ich endlich meine kargen Skulptur-Skelette aufhübschen kann!
Eine wirklich große Qual war der riesige Jasminstrauß, den ich brauchte, um den Handwerker zu beauftragen, der meinen Garten mit dieser hübschen Steinbrücke über das Bächlein erweitern sollte. Ich habe jede mögliche Ecke damit zugepflanzt – schattige, sonnige, welche an Wänden, Zäunen, an Rankhilfen. Es half alles nichts, sie wollten partout nicht wachsen und ich bekam nur sehr zufällig einzelne Blüten, konnte aber nicht herausfinden, woran das lag. Im spielinternen Pflanzenbuch gab es keine zusätzlichen Hinweise dazu. Letztendlich blieb mir nur, diverse Onlineforen nach der Antwort auf die Frage zu durchsuchen, wo ich zumindest herausfand, dass man alle Kletterpflanzen oft stutzen muss, damit sie sich in die Höhe bewegen, was meiner Meinung nach wirklich eine wichtige Information für das besagte Pflanzenbuch gewesen wäre.
Garden Life kam für alle gängigen Konsolen raus und der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass zumindest die Steam-Version schon einige Updates erhalten hat, u.a. scheinen auch an den Kletterpflanzen Verbesserungen vorgenommen worden zu sein. Welche das sind, kann ich leider nicht beurteilen, da sie auf der Xbox auch knapp einen Monat später immer noch nicht angekommen zu sein scheinen.
Auch wenn ich so einiges zu kritisieren habe, habe ich für meine Verhältnisse schon wirklich viele Stunden in dieses Spiel gesteckt. Die wenigsten von uns haben einen eigenen Garten und wenn doch, dann zumindest nicht unglaublich viel Platz, Zeit und Energie, um diesen zu perfektionieren, was immer das heißt. Dieser hier bleibt immer genau so, wie ich ihn haben möchte. Blumen blühen ein ganzes Jahr lang und wenn ich die Sprinkler richtig hinstelle und ab und zu Schädlinge vertreibe, dann stirbt mir auch nichts ab, sondern erfreut mich per Knopfdruck immer aufs Neue. Ich werde auch weiterhin ein Auge darauf werfen, ob sich an der Verteilung der Farben etwas ändert, denn hier würde ich gerne öfter wieder durch das Gartentörchen treten.
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