Dem einen oder anderen Leser ist ja vielleicht aufgefallen, dass ich 2010 nicht wirklich viel geschrieben habe (lumpige 8 Artikel, wenn ich richtig gezählt habe). Das lag allerdings nicht daran, dass im vergangenen Jahr zu wenig gute Spiele erschienen wären, sondern hatte in erster Linie berufliche Gründe, die mir die Lust am Schreiben etwas verhagelt haben. Videospieltechnisch war 2010 für mich sogar ein richtig ergiebiges Jahr. Dementsprechend wird mein diesjähriger Rückblick auch wieder ziemlich prall, da ich hier noch einmal die Gelegenheit habe, ein paar Worte zu Spielen loszuwerden, die ich zwar gespielt und gemocht habe, aber zu denen es aus Mangel an Zeit und Lust keinen entsprechenden Artikel von mir gab. Ach ja, ein paar Stinker, die mich dieses Jahr geärgert haben, will ich am Ende natürlich auch nicht ungeschoren davon kommen lassen.
So, genug des Vorgeplänkels. Nun folgt wieder eine 1A-SpielerZwei-Textwüste über die für mich erwähnenswertesten Videospiele 2010, ganz ohne intendierte Reihenfolge oder Kategorien:
Fallout : New Vegas (PC)
Eine inzwischen wirklich in die Jahre gekommene Engine, eine Hauptstory, die nicht wirklich fesselt, mehr, aber dafür weniger interessante Nebenquests, Release-Bugs am laufenden Band und ein paar kleine Neuerungen (Hardcore-Modus, Pflanzen sammeln, etc.), die im Grunde alle für den Popo sind. Und obwohl sogar einige der Fallout 2-Macher an New Vegas beteiligt waren, sucht man hier geniale Serien-Referenzen, wie z.B. einen weiteren Auftritt von Harold, vergeblich. Kurzum: Fallout: New Vegas ist definitiv schwächer als sein Vorgänger Fallout 3. Trotzdem hatte ich viele, viele Stunden (80+) Spaß beim Erkunden der detailreichen Endzeitwelt, denn auch ein etwas schwachbrüstiges Fallout ist immer noch besser als die meisten anderen RPGs da draußen!
Castlevania – Lords Of Shadow (360)
LOS hat im Grunde rein gar nichts mit der eigentlichen Castlevania-Serie zu tun. Weder spielerisch, noch Inhaltlich. Gut für mich, denn mit den alten Teilen konnte ich auch nie wirklich etwas anfangen. Lords Of Shadow ist sicher nicht frei von Makeln: Die Level sind teilweise etwas zu schlauchartig geraten und der Combo-Overkill, den niemand ernsthaft nutzen wird, erscheint ein wenig albern. Aber die tolle Präsentation, die hervorragenden Sprecher, das äußerst faire Savepoint-System und die grandiosen Bossfights machen das aktuelle Castlevania zu mehr als nur einem God Of War-Abklatsch, auch wenn tatsächlich nicht eine einzige eigene Idee drin steckt. Es fühlt sich einfach gut an. LOS ist zudem der gelungenste Reboot einer Spieleserie seit Jahren.
StarCraft 2 – Wings of Liberty (PC)
Mein Artikel zu StarCraft 2 war ja nicht gerade ein Begeisterungssturm. Es gab Pros, aber auch viele Contras. Dennoch war SC2 natürlich das mit abstand beste RTS dieses Jahr. Und weil ich dieses Genre immer noch sehr gerne spiele, versteht es sich von selbst, dass ich es in meine Liste der Spielehighlights 2010 aufnehme. Schade nur, dass Blizzard den klassischen LAN-Modus, für mich immer das Kernstück des Spiels, komplett gestrichen hat. Verbunden mit meinem Desinteresse, mit mir unbekannten Schulschwänzern Berufszockern über das Internet zu spielen, hat der einst so geliebte Mehrspielerteil für mich jetzt quasi keinen Wert mehr. Trotzdem freue ich mich schon auf die kommenden Zerg- und Protoss-Einzelspieler-Kampagnen, denn die Terraner waren schon immer das langweiligste Volk im SC-Universum.
Rock Band 3 (360)
Mit dem neuen Keyboard bin ich noch nicht so wirklich warm geworden und die Pro-Modi sind für jemanden wie mich, der auf Mittel ganz gut und entspannt spielt, aber schon auf Hart des öfteren an seine Grenzen kommt, ohnehin relativ witzlos (mal davon abgesehen, dass für mich bei Preisen von 200 bis 300 Dollar für eine anständige Pro-Gitarre der Spaß auch aufhört). Die großen Neuerungen in RB3 hauen mich weniger vom Hocker als die kontinuierlichen Detailverbesserungen, die die Serie von Teil zu Teil konsequent immer besser werden lässt. Rock Band 3 ist, wie schon die Vorgänger, definitiv wieder einer der meistgespielten Titel im Hause Zwei.
Wo wir gerade bei Musikspielen sind: Wie hieß eigentlich noch mal diese andere Serie, die damals irgendwann gut anfing, aber durch immer merkwürdigere Ableger, konsequent klapprige Instrumente und ein viel zu zaghaftes Download-Song-Angebot inzwischen indiskutabel geworden ist…?
Super Mario Galaxy 2 (Wii)
Ja, es ist im Grunde wirklich nur eine Art riesige Mission-Disk, die sich zudem weniger Mühe mit der Präsentation der Geschichte gibt als das Original. Das Spiel ist tatsächlich so etwas wie eine Resteverwertung der originalen SMG-Entwicklung. Trotzdem ist SMG2 eine nahezu gleichwertige spielerische Offenbarung geworden, wie seinerzeit der Vorgänger. Resteverwertung auf derart hohem Niveau lasse ich mir gerne gefallen. Die zusammengefegten Kreativ-Krümel unter Nintendos Küchentisch sind nahrhafter als die meisten Hauptgänge der Konkurrenz. Definitiv das beste 3D-Jump’n’Run des Jahres!
Red Steel 2 (Wii)
Ohne Red Steel 2 wäre MotionPlus wohl meine sinnloseste Hardwareanschaffung des Jahres gewesen. Glücklicherweise ist RS2 aber, ganz im Gegensatz zum Vorgänger, ein wirklich überzeugender Steampunk-Samurai-Western geworden, der ganz famos von Nintendos kleiner Anti-Lag-Prothese für die WiiMote gebrauch macht. Die reine Spielmechanik aus Schwertkampf und Ego-Shooter ist dermaßen gelungen und süchtigmachend, dass die coole Cellshading-Grafik und der grandiose Soundtrack lediglich als Sahnehäubchen fungieren. Der vielleicht unterschätzteste Wii-Titel dieses Jahr…
Alan Wake (360)
Innovationsfreies Gameplay hin, langweiliges Leveldesign her, in Sachen Storytelling, Atmosphäre und Präsentation war Alan Wake dieses Jahr ein absolutes Highlight! Ein Spiel wie ein gutes Buch. Was interessiert mich das innovationslose Umblättern der Seiten, wenn die Geschichte auf ihnen top ist? Und selbst die Tatsache, dass die Geschichte bei genauerer Betrachtung eigentlich nur aus Versatzstücken von King, Barker, Lovecraft und einer gehörigen Portion von John Carpenters „In The Mouth Of Madness“ zusammengeklaut ist, tut dem Lesegenuss keinen Abbruch, weil das Gesamtpaket stimmt.
Darksiders (360)
Da sich Nintendo immer etwas Zeit für die Fortsetzung seiner Hitserien nimmt, kam das diesjährige Zelda zur Abwechslung einfach mal von Vigil Games. Statt in der Haut des putzigen Waldschrats Link, musste ich in Darksiders die Welt als Apokalyptischer Reiter Krieg retten. Und auch wenn ich die Welt als Krieg eher komplett ruiniert habe, anstatt sie wirklich zu retten, kann ich trotzdem sagen, dass ich das Spiel sehr befriedigend fand. Cooler Protagonist, grandiose Präsentation und tolles Gameplay! Fast alle einzelnen Elemente sind aus anderen Spielen zusammengeklaut, aber die Gesamtkomposition wirkt dennoch sehr eigenständig. Ich zähle schon die Tage bis zur Fortsetzung, um in die Haut von Hungersnot, Pest oder Tod zu schlüpfen…
Mass Effect 2 (PC)
Für sich allein betrachtet, ist der Mittelteil der ME-Trilogie storytechnisch sicherlich in vielen Punkten angreifbar und man wird seine Qualität vermutlich erst nach Erscheinen des dritten Teils abschließend beurteilen können. Dennoch handelt es sich hier sprichwörtlich um ganz großes Kino! Die filmreife Inszenierung überstrahlt jedwede Kritik an einzelnen Elementen der Spielmechanik. Natürlich werden RPG-Puristen und Shooter-Fans, wie schon beim Vorgänger, gleichermaßen unbefriedigt zurückgelassen, aber wer auf Science Fiction, tolle Universen und große Geschichten steht, muss einfach in Verzückung geraten.
Und nur mal so am Rande an alle „Nee, das ist mir nicht genug RPG“-Meckerer: Wenn ich mich an der grundsätzlichen Definition von einem RPG orientiere, dann ist die ME-Serie mehr Rollenspiel als WoW, Diablo oder andere prominente Genre-Vertreter, denn man spielt in ME im wahrsten Sinne des Wortes wirklich eine Rolle und verbringt seine Zeit nicht sinnlos mit Grinden, Inventarsortieren und Aufleveln…
Bioshock 2 (PC)
Schlecht war er ja nun nicht, der zweite Besuch in Rapture. Aber trotzdem habe ich lange überlegt, ob Bioshock 2 für mich wirklich ein Highlight war. Immerhin hat mich der deutlich geringere Tiefgang der Story und das ausgiebige recyceln des Vorgängers doch ein wenig ernüchtert. Außerdem hat das Rapture-Setting deutlich an Bedrohlichkeit verloren. Nicht weil man es schon kennt, sondern weil man dieses Mal von Beginn an als Panzer auf zwei Beinen in der Stadt unterwegs ist. Und die Ankündigung des nächsten Bioshocks, welches nicht mehr in der Unterwasserstadt spielen wird, gibt meinen Zweifeln an der dauerhaften Tragfähigkeit des Konzeptes indirekt Recht. Trotzdem war BS2 für sich alleine genommen natürlich ein sehr gelungener RPG-Shooter, den man auch auf keinen Fall verpasst haben sollte. Von daher: „Du bist eine Runde weiter, Bioshock.“ – „Yeah! Danke Dieter!“
LEGO Harry Potter: Die Jahre 1-4 (360)
Ich hasse Harry Potter von ganzem Herzen. Kein Witz und auch kein affektierter Spruch. Und auch die LEGO-Serie, die mich anfangs mit den beiden Star Wars-Titeln fest am Wickel hatte, enttäuschte mich später mit den eher uninspiriert wirkenden Batman- und Indiana Jones-Ausgaben immer mehr. Aus geistiger Umnachtung einer Laune heraus kaufte ich mir trotzdem die Potter-Ausgabe und wurde eiskalt vom bisher besten LEGO-Spiel überrascht! Die vielen positiven Änderungen in der Spielmechanik und dem Leveldesign wogen meine Potter-Allergie mehr als nur auf. Ich hätte nicht gedacht, dass die LEGO-Serie doch noch einmal die Kurve kriegt und an der eigentlichen Spielmechanik feilt, anstatt nur eine gewinnträchtige Lizenz nach der anderen zu verheizen. Hut ab!
Split/Second (360)
Kollege Christian hat sich ja ziemlich über das Spiel aufgeregt. Witzigerweise war dies für mich der Hauptgrund, es mir mal selbst einmal anzuschauen. Der vielzitierte Vergleich vom „Mario Kart mit Rennboliden“ wollte sich mir ja nicht so ganz erschließen, aber die grandiose Präsentation und die arcadige Spielmechanik der Marke Burnout hielten mich länger bei der Stange als es die paar Renntracks eigentlich rechtfertigen. Immerhin bieten die vielen verschiedenen Spielmodi durchaus etwas Abwechslung. Trotzdem ist es offensichtlich, dass das Spiel primär auf audio-visuelles Blendwerk setzt und den Spieler damit von substanziellen Schwächen ablenkt. Es macht aber auch einfach zu viel Spaß, einen Staudamm spektakulär bersten zu lassen, während sich der Rest des Feldes gerade auf der Mauer befindet, oder einen Jumbojet auf den Autodächern der hilflosen Kontrahenten landen zu lassen. Vielleicht ist Split/Second auch einfach nur mein diesjähriges „Guilty Pleasure“. Ich hatte auf jeden Fall viel Spaß mit dem Teil, Herr Pöhlmann!
Disney Micky Epic (Wii)
Es ist vermutlich nicht das geworden, was viele Warren Spector-Fans erwartet haben. Der Mann war immerhin an Kult-Serien wie Wing Commander, Ultima und Crusader beteiligt. Von System Shock und Deus Ex will ich gar nicht erst anfangen. Im Kern ein grundsolides, klassisches Action-Adventure, ist Micky Epic weit von der dystopischen Innovationsgranate entfernt, die man sich vielleicht hätte vorstellen können. Dafür ist es aber voller liebevoller Disney-Reminiszenzen und toll präsentiert. Einzig die Kamerasteuerung aus der Hölle nervt gewaltig, aber an dieses Manko gewöhnt man sich notgedrungen.
In Anbetracht der Tatsache, dass das seinerzeit kommerziell gefloppte Fantasia insgeheim Walt Disneys Lieblingsfilm war, wage ich zu behaupten, dass Spector mit seiner Micky-Interpretation großartige Arbeit geleistet hat. Walt Disney hätte das Spiel, so er noch leben würde, ganz sicher geliebt. Fans von Disney im Speziellen und Popkultur im Allgemeinen sollten das Teil nicht verpassen!
Hydro Thunder Hurricane (XBLA)
Ich hätte mir Hydro Thunder persönlich wohl gar nicht gekauft, wäre mein Sohn nicht total auf die Demo abgefahren. Im Zuge eines Deals zwischen SpielerinZwei und dem SpielKind, in dem es im wesentlichen darum ging, die Mama endlich nachts durchschlafen zu lassen, wurde das Spiel also für den Kurzen gekauft. Da der kleine Mann aber nicht alle Strecken und Boote alleine freispielen konnte, musste ich auch viele Stunden Hydro Thunder spielen. Und hatte wider Erwarten ziemlich viel Spaß dabei. Ein lustiger kleiner Wasser-Racer, den man mit ein wenig mehr Umfang auch locker als Vollpreistitel hätte verkaufen können. Wer damals Wave Race auf dem N64 mochte, wird nicht enttäuscht.
Dead Rising 2 (PC)
Ich habe mich ja bereits darüber ausgelassen, warum mich DR2 so sehr genervt hat, kann es aber nicht oft genug wiederholen: Unglaublich viel Kult-Potenzial aufgrund von nicht nachvollziehbaren Design-Entscheidungen in den Sand gesetzt. Ein Spiel, das einen zunächst zum Sandboxing zwingt, um die Story erfolgreich durchspielen zu können, muss ja nicht zwingend scheisse sein. Das könnte sogar ich, der ich kein besonders großer Anhänger von Sandbox-Spielen bin, noch akzeptieren. Dass man aber auch hierbei gezwungenermaßen ständig ins Gras beißt und den errungenen Spielfortschritt verliert, weil ein dämliches Speichersystem aus der Kreidezeit, ein unerbittlich tickendes Zeitlimit und unfaire Gegner Hand in Hand arbeiten, um den Spieler zur Weißglut zu bringen, geht gar nicht.
Liebe Dead Rising Designer, wenn ich einen Nachfolger zu einem Spiel zusammenkloppe, dann übernehme ich doch nicht unverändert alle wesentlichen Kritikpunkte des Vorgängers?! Da reißt man es dann auch nicht mehr heraus, indem man das Einkaufszentrum schlicht in Casino umbenennt und ein ebenso langatmiges, wie uneffektives Waffen-Bastel-System einbaut, welches zwar auf der Packung cool klingt, aber in der Praxis nur nervt. Bob der Baumeister im Zombie-Casino-Sandkasten…
No More Heroes 2 (Wii)
Schade, schade, schade. No More Heroes war 2008 eines meiner absoluten Lieblingsspiele. Daher hätte ich nicht im Traum erwartet, dass das gleiche Entwicklerteam den Nachfolger so verschlimmbessern könnte. No More Heroes 2 ist nicht einmal eine richtige Fortsetzung geworden, sondern eher eine an den Mainstream angepasste und dadurch in fast allen Punkten schlechtere Neuauflage des ersten Teils. So ziemlich alle Kanten, die den Charme und Witz des Erstlings ausmachten, wurde in der Fortsetzung ersatzlos glattgebügelt. Damit ist die Serie ein Paradebeispiel dafür, was passiert, wenn eigentlich kreative Spieledesigner der (verständnis- und substanzlosen) Kritik der Fachpresse folgen und sich bei ihrer Arbeit nach ihr richten. Die Gegenüberstellung von NMH und NMH2 sollte zu einer Pflichtveranstaltung in allen Spieldesign-Studiengängen werden, um den angehenden Kreativen als mahnendes Beispiel zu dienen, wie man es nicht macht…
Silent Hill – Shattered Memories (Wii)
Es wird anscheinend langsam zu einer Art Tradition, dass ich mich im Jahresrückblick immer wieder über ein neues Silent Hill aufregen muss. Ihr könnt mir glauben, dass es mir wesentlich lieber wäre, wenn ich zur Abwechslung mal wieder etwas positives über diese Serie sagen könnte, die einmal zu meinen absoluten Lieblingen gehört hat. Aber leider ist auch das diesjährige Retelling des ersten Teils wieder komplett in die Hose gegangen. Naja, komplett stimmt ja nicht so ganz. Es stecken schon einige gute Ideen in Shattered Memories: Die Psychospielchen sind gut gemeint, wenn auch eher halbherzig umgesetzt, die Wii-Steuerung wurde überzeugend genutzt, die allgemeine Präsentation ist, besonders für Wii-Verhältnisse, gelungen und der Silent Hill-Kult, welcher eigentlich nie die Hauptrolle in der Serie spielte und an dem sich das ärgerliche Homecoming letztes Jahr sinnloserweise die Zähne ausgebissen hat, wurde komplett ignoriert.
Dennoch fand ich das Spiel insgesamt grauenhaft, weil die strikte Zweiteilung des Gameplays in den komplett spannungsfreien Adventure- und den panisch-vergurkten Albtraumteil für mich kein richtiges Ganzes ergibt. Und vor Allem die Albtraumsequenzen sind spielerisch das hirnverbrannteste und missratendste, was mir dieses Jahr überhaupt unter die Finger geraten ist, auch wenn ich sehr wohl verstanden habe, was die Entwickler sich dabei gedacht haben.
Bayonetta (360)
Die Hexe mit dem Lolly war böse zu mir. Und nun räche ich mich dafür. Dass mich das Spiel zur Weißglut gebracht hat, lag nicht etwa daran, dass mich Bayonetta optisch sehr an die reaktionär-konservative Dumpfbacke Sarah Palin erinnert, obwohl dies auch schon Grund genug gewesen wäre. Im Grunde kann ich dem sehr opulent und fantasievoll designten Titel von Platinum Games eigentlich nur drei Dinge vorwerfen: 1. Die Geschichte ist nicht nachvollziehbarer, christlicher Fantasy-Bullshit, der auch durch die gewollt ironisierende Over-The-Top-Inszenierung nicht gerettet wird. 2. Der Soundtrack besteht überwiegend aus unerträglich schlechtem J-Pop, wie man ihn sonst nur in ganz billigen Adult-Animes findet (guter J-Pop siehe Katamari-Serie). 3. Der absurd hohe Schwierigkeitsgrad, der durch viel zu weit auseinanderliegende Speicherpunkte und unabbrechbare Cut-Scenes zusätzlich verstärkt wird, ist eine einzige Frechheit.
Ja, liebe Leute, ich disse Bayonetta tatsächlich in erster Linie dafür, dass ich es viel zu schwer fand. Und schäme mich nicht, es zuzugeben. Immerhin habe ich es trotzdem auf „Normal“ durchgespielt. Spielerehre und so. Aber der Weg bis zum (übrigens sehr spaßigen) Abspann war für mich mit so vielen Hasstiraden und Beschimpfungen gepflastert, wie ich es zuvor bei kaum einem anderen Spiel erlebt habe. Meine Frau wollte mich zwischenzeitlich schon zu einem Tourette-Spezialisten schicken…
Noch jemand da? Nein? Egal.
Ich bin 2010 videospieltechnisch auf jeden Fall auf meine Kosten gekommen. Es war ein guter Jahrgang, wie der Weinkenner zu sagen pflegt. Natürlich kam auch wieder der gewohnte Käse auf den Markt. Aber was soll ich mich unnötig über die diesjährigen Call Of Dutys, Medal Of Honors, Need For Speeds und Konsorten aufregen, wenn für mich trotzdem genug interessante Titel abfielen? Ich habe es ja noch nicht einmal geschafft, alle davon zu spielen. Hier liegt beispielsweise noch ein jungfräuliches Enslaved herum und Metroid – Other M will auch noch beendet werden. Von einem nur kurz angetestetem Civilization V will ich gar nicht erst anfangen.
Bleibt mir am Ende noch, unseren treuen Lesern, Unterstützern und natürlich dem Autoren-Team ganz herzlich für ein weiteres Jahr Polyneux zu danken! Auf dass wir der Weltherrschaft auch 2011 wieder ein gutes Stück näher kommen…!
14 Kommentare
Danke! Wenigstens mal einer, der erkannt hat, wie Scheiße doch Silent Hill: Shattered Memories ist, nachdem es wie irre mit so vielen Lorbeeren zugeschmissen wurde. Interessanterweise bist du ein Veteran der Serie und ich ein völliger Neueinsteiger.
Mass Effect 2 habe ich just vorgestern erst durchgespielt und würde ich genau so unterschreiben. Ich habe einige Stunden gebraucht um in die Änderungen gegenüber Teil 1 reinzukommen, aber es steigerte sich kontinuierlich ohne jegliche Einbrüche (die bisschen doofe Trial-and-Error-Passage mit Joker hätte vielleicht nicht in der Form sein müssen).
Bei Alan Wake hat mich letztlich genervt, dass ich die Story unterm Strich nicht kapiert habe. :P Muss man ja auch mal sagen dürfen…
Darf man DR2 eigentlich noch erwähnen? Ist ja nun indiziert mit sicherlich baldiger Beschlagnahmung.
Ansonsten finde ich Guitar Hero immer noch besser zu spielen als Rock Band. Weil: Man kann die Noten besser erkennen, was bei einem Musikspiel nicht unwesentlich ist. ;-)
Silent HIll wurde mit Lorbeeren beworfen? Ich hatte eher das Gefühl, ich stehe zusammen mit Micha von der Kollisionsabfrage, Swissendo, seriousnerd und d0rsch allein auf weiter Flur.
Ich finde es immer noch grandios
@Manu: Naja, kommt drauf an, wie man weiter Flur definiert:
http://www.metacritic.com/game/wii/silent-hill-shattered-memories/critic-reviews
Bei mir kam halt gezielt “Insgesamt (sehr) gute Kritiken + ich mag Psycho-Horror + ich hab ne Wii = ich muss das haben!” als Mini-Hype an, weshalb ich vermutlich so angepisst war und immer noch alle anderen warnen muss. Ein Blindkauf wäre wohl nicht halb so ärgerlich gewesen, passiert halt. [s]Insbesondere auf der Wii.[/s]
(Disclaimer: Ja, Metacritic saugt, aber einen repräsentativeren Querschnitt kann ich leider auf die Schnelle nicht bieten)
Huch, keine Auto-Verlinkung hier?
[url]http://www.metacritic.com/game/wii/silent-hill-shattered-memories/critic-reviews[/url]
@Thomas:
Die meisten Leute, die bei mir Guitar Hero und Rock Band angespielt haben, behaupten genau das Gegenteil. Bei GH ist vor allem schwer abzuschätzen, wann die Note genau gespielt werden sollte, das macht RB meiner Meinung nach besser. Und die Schlagzeug-Noten finde ich bei GH/BH extremst schlecht, insbesondere die gegenüber der Taktlinien fast unsichtbare Bassdrum-Linie.
Lustig finde ich, dass SpielerZwei eigentlich bei jedem Titel etwas zu meckern hat. Ist da nicht normalerweise jemand anderes im Polyneux-Team zuständig? ;) Immerhin sind es Titel, die mich im Großen und Ganzen auch interessieren.
So weit können die Meinungen auseinander gehen. Für mich ist Fallout: New Vegas, das definitiv bessere 3D Fallout und imho (auch ohne Harold) viel näher an den 2D Teilen.
Die Hauptstory finde ich auch motivierender als beim Vorgänger (allerdings bin ich auch erst kurz vor New Vegas). Über die Engine rege ich mich nicht auf, dafür spielt man es ja in der modbaren PC Version.
@Missingno.:
Guitar Hero hat doch genau wie Rock Band eine Linie… Das größte Problem bei Rock Band ist, dass sich die HOPOs kaum von den normalen Noten unterscheiden, aber bei Guitar Hero fehlt der schwarze Rand oben auf dem Kreis. Das ist VIEL besser zu erkennen.
HOPOs sind bei RB “deutlich” kleiner als normale Noten, das ist VIEL besser zu erkennen als irgendein fehlender kleiner dunkler Kreis. ;) Ich persönlich finde auch, dass die kreisförmigen GH-Noten zusammen mit der Perspektive und den Flammen/Blitzen/Explosionsgedöhns nicht gerade dazu beiträgt, die Noten besser zu treffen. Dafür vergibt GH auch mehr als RB, das macht auch schon viel aus. Insgesamt finde ich die RB-Noten aber angenehmer.
Und Bassdrum-Linie ist eben der Unterschied zwischen knallig Orange (im Gegensatz zu fadig grauen Taktlinien) bei RB und fadig grau etwas dicker (im Gegensatz zu fadig grauen Taktlinien) bei GH/BH. Ich habe bei der Demo zu GH:WT bestimmt anderthalb Lieder auf den Drums gespielt und mich gewundert, warum die keine Bassdrum haben, bis ich gemerkt habe, worauf ich achten muss. Ich will jetzt aber keinen Streit Rock Band vs. Guitar Hero vom Zaun brechen. Ich mag eben Rock Band mehr, du Guitar Hero. Ich fand nur die etwas pauschale Aussage “GH hat die ‘besseren’ Noten” etwas kritikwürdig.
Schön zu sehen, dass [i]BioShock 2[/i] hier doch noch etwas Liebe abbekommt, nachdem ich beim Polygon ja offenbar der einzige war, der es nominiert hatte.
Dass [i]FO:NV[/i] schlechter wäre als [i]FO3[/i] kann ich auch absolut nicht unterschreiben. Gerade die Nebenquests find’ ich sehr viel besser. Dass ein paar mehr [i]FO[i]- und [i]FO2[/i]-Anspielungen nicht geschadet hätten, ist nat. klar.
@jello: Kommen Sie auch morgen wieder vorbei bezüglich Bioshock 2 (dann geht mein Artikel online)
Ich finde übrigens auch, dass New Vegas mehr an die alten Fallouts erinnert, vor allem hat es die besseren Nebenquests, dito.
Bayonettas Zwischensequenzen lassen sich auf der PS3 skippen, auf der Xbox wirklich nicht?
Der Schwierigkeitsgrad ‘normal’ war tatsächlich nicht leicht, aber nunmal der einzige, den ein Spieler mit Ehre anging. Hat trotzdem (oder deshalb) viel Spaß gemacht, bis zum Raketenflug. Den schaff ich nicht, er schläfert mich bis zum Endboss so ein, dass ich durch lauter blöde kleine Fehler verlier. Warum tun die sowas? W a r u m ? Sind das Sadisten? Argh.
Die Sequenzen lassen sich auch in der Xbox 360 Version überspringen. Ich fand das Spiel gar nicht so schwer, bin erst im Endkampf gefordert worden (Strudel). Und wenn man es dann mal kapiert hat und auch noch ab und zu ein Item tatsächlich verwendet, geht es imo sogar einfach.
Zu RB vs GH: Ich sehe das wie Missingno. Aber natürlich ist das letztendlich auch Geschmackssache, welches einem besser gefällt. Bei mir kommt halt hinzu, dass mich GH irgendwann nur noch enttäuscht hat (Nach GH1 und GH2, die ich toll fand, kamen mit Rock the 80’s und GH3 imho zwei ziemliche Mistteile raus. Danach war ich mit GH durch.).
Zu Bayonetta: Jein. Die Sequenzen ließen sich nicht immer und vor allem nicht immer sofort abbrechen. Wenn man gefühlte 500 Mal an einer Stelle stirbt, nervt das ganz schön. Das machen andere Spiele, wie z.B. Castlevania – LOS, deutlich besser und komfortabler.
Zu FO3 vs FO:NV: Ich sehe schon, ich komme um einen begründenden Artikel wohl nicht herum… ;)