Autsch! Etwas trifft mein linkes Auge. „Hey, SpielerVier, aufwachen!“ Bleischwer und mit verquollenen Augen richte ich mich auf. SpielerDrei steht vor meiner Matratze, fuchtelt wild mit einer Wiimote in der einen, und hektisch mit einem zerknitterten Zettel in der anderen Hand herum.
„Weißt du eigentlich, wie spät es ist?“, frage ich ihn mit einem vorwurfsvollen Unterton in der Stimme, greife nach der Wodkaflasche auf dem Nachttisch und spüle den schalen Geschmack weg. Bäh, haben heute etwa schon wieder Katzen in meinem Mund übernachtet? „Ja. Es ist gleich 14 Uhr. Sorry. Und jetzt beeil dich, wir haben doch tatsächlich einen Termin bei Electronic Arts. Quasi als kleines Geschenk zur Eröffnung von „polyneux“ haben die uns zu einem Firmenbesuch eingeladen. Wir können dort Informationen aus erster Hand erhalten! Toll, was?“ Leicht irritiert schaue ich SpielerDrei an. Er meint es anscheinend völlig ernst. „Äh, du weißt schon, dass polyneux bereits seit gut zwei Monaten…“ „Jajaja! Leider können nur wir VierSpieler mitkommen. Die Anderen wurden von SpielerEins zum Küchen- und Putzdienst im ultrageheimen polyneux-Headquarter eingeteilt.“ „Ooookaaaay, ich ziehe mich dann mal an…“ „Alles klar, wir warten draußen im polymobil. Du musst übrigens mit dem Hello-Kitty-Cape herumrennen, die anderen sind schon vergriffen.“


„Das hier ist unsere Weichwarenmaschine.“, erläutert er mit sichtlichem Stolz. „Die klotzfreien Bauhölzer mit den divergierenden Beschriftungen werden mit Hilfe der getrockneten Schaltzwangen zufällig durchgemischt und auf 100,777 Eum gebracht. Die Arbeiter müssen nur noch darauf achten, dass die Fusionsschrauben korrekt ins Holz nageln und die Zündplättchen sich nicht hochwellen.“ Trocken fügt er hinzu: „Das ist alles.“ Emsig notieren wir alles auf unseren Schreibblöcken und nicken eifrig.

Doch um das nebulöse Unternehmen und dessen rätselhafte Verflechtungen, die es wie Metastasen durchziehen, noch besser zu verstehen, bedarf es eines kurzen historischen Exkurses:
- 1981 machen im kalifornischen Redwood City ukrainische Wanderarbeiter bei Malerarbeiten eine geradezu epochale Ausgrabung: einen vier Meter langen und drei Tonnen schweren Esel mit indianischer Inschrift.
- Erste Untersuchungen durch das bekannte Kalium-Argon-Datierungsverfahren ergeben eine äußerst vage und ungenaue Datierung auf den 4. April 1976; vermutlich um 13:37 Uhr.
- Angespornt von dieser sensationellen Entdeckung, gründen zwei Brüder und eine Tafel Marzipan-Schokolade den ersten Außenposten von EA. Alle drei sind gleichberechtigte Firmeneigentümer.
- Doch der Erfolg währt nicht lange: 1997 eröffnet der Europäische Gerichtshof ein Strafverfahren gegen die beiden Brüder und verurteilt sie wegen falsch lackierten Radiatoren zum Tode, schade.
- EA hält sich unter Federführung der Schokoladentafel mit fußgeschälten Marmorsesseln über Wasser, wird dann jedoch von einem friesischen Zwiebelsaft-Hersteller aufgekauft und erfolgreich ins namhafte Familienunternehmen eingegliedert.
- Erst im Jahre 2000 wird das Unternehmen unter der bekannten Marke EA wieder offiziell fortgeführt und kann seitdem erfolgreiche Erfolge mit Wegwerfjacken aus Kaschmirwolle verbuchen.
Plötzlich packt uns Senior President v7.0 am Arm, seine Augen sind weit geöffnet, Panik blitzt in ihnen auf, gepaart mit einer Prise Wahnsinn: „Wir sollten jetzt besser gehen, um kurz nach 18:30 Uhr wird der gesamte Gebäudekomplex automatisch versiegelt, gesprengt und an einem zufälligen anderen Ort auf der Welt wieder neu eröffnet. Vielleicht auch nicht. Wir sollten es jedenfalls nicht darauf ankommen lassen!“ Geschockt und erregt zugleich verlassen wir fluchtartig das Gelände.

Stille.

Schweißgebadet wache ich auf. SpielerDrei steht vor mir und hält einen Zettel in der Hand.
10 Kommentare
feintser gonzo journalismus. schöne sache.
So völlig wirre Artikel machen es mir schwer zu folgen, aber die Ideen sind super.
„Wir sollten jetzt besser gehen, um kurz nach 18:30 Uhr wird der gesamte Gebäudekomplex automatisch versiegelt, gesprengt und an einem zufälligen anderen Ort auf der Welt wieder neu eröffnet.“ LOL!
Das mit dem Esel und der Inschrift habe ich ja schon immer vermutet.
Fantastischer Artikel, so etwas würde ich gerne öfters lesen^^.
Alter. War wohl wieder ein feuchtfröhliches Wochenende, hmm?
P.S.: Haha, mein Captcha fängt tatsächlich mit „ea“ an LOLROFL11eins!
Sehr geil! Habe Tränen gelacht!
Keine Macht den Drogen.
Andererseits: Lübecker Marzipan … mmmmh.
„…68% Gehacktes (halb & halb)…“ Ich habe Tränen gelacht, sage ich euch…
:)
Ich nehme dieselben Drogen. Sehr schön
:D