Lost On Mars ist nach Hours Of Darkness der zweite der drei angekündigten Far Cry 5-DLCs und auf dem Papier klingt das Ganze auch echt spaßig: Man übernimmt die Rolle von Nick Rye, dem Piloten mit der schwangeren Frau aus dem Hauptspiel, der vom Far Cry-Dauer-Kasper Hurk auf den Mars gerufen wird, um eine drohende Alien-Invasion zu verhindern. – Der DLC lässt also die Prepper und Kultisten von Hope County komplett links liegen und schickt den Spieler mit zwei der witzigsten Figuren aus dem Hauptspiel auf den Roten Planeten, um dort mit allerlei Energiewaffen und Jetpack bewaffnet gegen riesige Weltraumkrabben anzutreten. Nebenbei muss man auch noch Hurks Körperteile finden, die überall im Spielareal verteilt herum liegen (fragt lieber nicht…). Bis das allerdings vollbracht ist, begleitet einen Hurk als Side-Kick in Gestalt einer extrem schwatzhaften Roboter-Kampfdrohne, die einen über die komplette Spielzeit von ca. acht Stunden fast pausenlos vollquatscht.
Nachdem mich FC5 zumindest inhaltlich enttäuschte, weil es das potenziell politisch brisante Setting lediglich dazu nutzte, krampfhaft rein gar nichts auszusagen, erschien mir dieser Abstecher in komplett absurde SciFi-Quatsch-Gefilde relativ reizvoll. Wenn man sich nicht über vertane Chancen bezüglich des Narrativs ärgern muss, kann man den ansonsten gelungenen Rest besser genießen, dachte ich mir. Und tatsächlich: Sofern man Hurk nicht schon vorher total nervig fand, Humor ist ja immer Geschmackssache, unterhält dieser Teil des Pakets eigentlich ganz gut. Ich fand die Dialoge zwischen Nick und Roboter-Hurk überwiegend unterhaltsam, nicht zum Schreien komisch, aber doch für einige Schmunzler gut. Da stört es auch nicht weiter, dass man sich den großen Story-Twist am Ende schon nach wenigen Minuten denken kann, weil das Spiel einen mit selbstironischen Andeutungen nur so bewirft.
Das Gleiche kann ich über den Rest von Lost On Mars aber leider nicht sagen. Lobte ich Far Cry 5 noch explizit für seine Spielwelt und -mechaniken, weil es erfreulicherweise mit einigen der ausgelutschten FC-Standards gebrochen hat, so liefert einem LOM das genaue Gegenteil davon: In dem relativ überschaubaren Spielareal auf dem Mars gibt es neben dem Abballern von Alienkrabben genau drei Dinge zu tun: Hurks verstreute Körperteile finden, Clutch Nixon-Stunts erledigen (was auch immer der auf dem Mars verloren hat) uuuuuuuund… – *Trommelwirbel* – …Sendetürme bzw. Maschinenkomplexe mit Energiekristallen in Betrieb nehmen. Ja, ihr habt richtig gelesen. The Return of the Ubisoft-Turmeroberungstreppenwitz!
Das allein wäre ja noch nicht so schlimm, aber Ubisofts Mars ist im Vergleich zum echt schicken und mit viel Liebe zum Detail designten Montana im Hauptspiel auch noch ziemlich langweilig geraten. Auf den ersten Blick wirkt die Landschaft eigentlich ganz hübsch, aber das Fehlen jedweder Abwechslung hinterlässt insgesamt einen sehr schalen Nachgeschmack. Gleiches gilt für die Waffen und Gegner. Den vorhandenen Energiewaffen fehlt größtenteils der richtige Wumms sowie entsprechendes Feedback und die vier bis fünf verschiedenen Alien-Typen stellen nur dann eine echte Herausforderung dar, wenn man mal wieder zu viele von ihnen gleichzeitig gespawned hat, weil man sich zu sorglos über den roten Sand bewegt hat. Kurz zur Erklärung: Die Designer haben eine Art “Tremors”-Referenz ins Spiel eingebaut. Die Alienkrabben leben nämlich hauptsächlich im Sand verborgen und kommen erst in Scharen herbei, wenn man auf selbigem herumläuft. Also bleibt man nach Möglichkeit lieber auf den sicheren Felsen. Das ist als Spielmechanik eigentlich ok, aber gibt dem DLC zusammen mit dem “Gravity Belt” (Jetpack) und den teils freischwebenden Turmelementen einen viel zu großen First-Person-Plattformer-Anteil. Und Freunde von First-Person-Shootern wissen schon seit DOOM, dass Plattform-Geschicklichkeitseinlagen in diesem Genre tendenziell eher nerven als Spaß machen…
Alles in Allem muss ich sagen, dass mich lediglich die überwiegend netten Dialoge gerade so motivieren konnten das Ding tatsächlich bis zum Ende zu spielen. Alles andere an Lost On Mars ist für einen DLC zu einem fetten AAA-Spiel qualitativ echt unwürdig. Das Ganze wirkt, abgesehen von den Audio-Aufnahmen, wirklich wie hingeschludert. Und das ist besonders ärgerlich, weil hier eigentlich ganz viele witzige Ideen drin stecken, aus denen man leider nichts wirklich vernünftiges gemacht hat. Ja, der DLC kostet nur knapp 10 Euro, aber er ist spielerisch nicht mehr als eine reine Beschäftigungstherapie und ich möchte wetten, dass der eine oder andere Hobbyist mit dem hauseigenen Level-Editor von Far Cry 5 deutlich unterhaltsamere Sachen hinbekommt. Da ärgert man sich weniger über das ausgegebene Geld, sondern eher über die verplemperte Zeit.
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