Nicht alles war früher besser, aber vieles ist heute scheiße. Diese schwer anfechtbare Weisheit propagieren einige der schon länger dem Jugendalter entsprungenen Polyneux-Kollegen ohne Unterlass. Und auch wenn ich heute, was die Spielelandschaft angeht, einiges sogar ziemlich geil finde, muss ich dem gerade zustimmen. Einiges, was früher ganz gut war, ist heute nämlich ziemlicher Müll. Fast jeder hat das wohl beim Blick ohne rosarote Nolstalgiebrille auf das Lieblingsspiel irgendeines Bekannten schon festgestellt. Versteht sich fast von selbst, dass sich das nicht nur auf ganze Spiele beschränkt, sondern auch auf Spielkonzepte, Gameplaymechaniken oder etwa Grafikstile. Und wenn ein neues Spiel als Konglomerat solcher von damals zusammengeklaubter Stückchen nur die Nostalgieschiene reitet, um beachtet zu werden, dann kann es von vorneherein kein besonders gutes Spiel gewesen sein, oder? Au weia…
Yooka-Laylee ist nicht scheiße, versteht das nicht falsch. Es ist eigentlich noch nicht einmal schlecht. Nur stinklangweilig. Aber gerade das ist die höchste Beleidigung für den ausgerufenen Erlöser eines seit langer Zeit komatösen Genres von den angeblichen Großmeistern ihrer Kunst. Was Playtonic Games damals, als sie noch bei Rare waren, mit Banjo-Kazooie geschafft haben, das wollten sie auch mit Yooka-Laylee erreichen. Haben sie auch, und zwar haargenau. Blöd nur, dass Banjo-Kazooie halt schon zwanzig Jahre alt ist. Und auch damals eigentlich nur gut war, weil vor ihm noch kein anderes Spiel zweihundert bescheuerte Sammelobjekte in jede Welt geeimert hat. Yooka-Laylee nimmt sich also dieses Konzept – beinahe nutzlose Sammelobjekte in absurd hoher Zahl innerhalb großer, leerer Welten – und kippt es in eine Zeit, die maßgeblich geprägt ist von riesigen, öden Spielwelten voller nutzlosem sammelbaren Nippes.
Und dennoch, wenn ich durch die bunten Welten springe, wenn ich von tanzender Feder zu tanzender Buchseite haste, dann schaue ich mich um und sehe ein Glänzen in den Augen meiner Freundin. Ein Glänzen, dass ich vor ach so vielen Jahren genau so wohl auch gehabt haben musste. Wenn ich Yooka-Laylee ohne all das Vorwissen, ohne Banjo-Kazooie und Jak und Crash Bandicoot gespielt zu haben sehen würde, ich wäre vermutlich ebenfalls hingerissen. Nicht mehr enttäuscht von allem, was Yooka-Laylee nicht macht, sondern unterhalten von dem was es tut. Egal ob ein Minispiel nun einmal zu oft genutzt wird oder nicht, egal ob die nicht überspringbaren Dialoge von schrecklichem Gebrabbel unterlegt sind. Hat mich doch damals auch nicht gestört. Vielleicht ist Yooka also einfach nur ein munteres Update all dieser alten Tugenden und Probleme für die heutige Zeit? Dann könnte ich meinen Frieden mit dem Spiel finden. Wenn das heißt, dass Kinder von heute mit den gleichen Gefühlen einem ganzen Genre gegenüber aufwachsen können wie ich damals, dann brauche ich kein Meisterwerk in Chamäleonform. Dann reicht ein unglaublich hübscher, solider Klon. Und auf einen besseren zweiten Teil kann ich immer noch hoffen. Den haben Banjo-Kazooie, Crash Bandicoot und Ratchet & Clank ja damals auch bekommen.
1 Kommentar
3D-Hüpfer waren zwar nie mein Genre, aber ich glaube, Playtonic hatten hier nicht nur mit den üblichen Problemen der Spieleentwicklung zu kämpfen, sondern waren auch von der Erwartungshaltung der KS-Backer etwas gelähmt. Viele Unterstützer wollten eben genau das haben, was sie von damals (vom N64) kannten, andere wiederum eine modernisierte Neuauflage der Klassiker. Am Ende wollte man wohl einfach einen Mittelweg finden und hat dadurch weder das eine noch das andere so richtig hinbekommen.