An „Fall Guys“ kommt man ja aktuell nicht vorbei, egal ob man will oder nicht. Obschon der Verfasser dieser Zeilen sich eine gewisse Hype-Resistenz zuschreibt, war es halt Sonntagmorgen und elendig heiß draußen und wenn man ohnehin schon mal drin bleiben muss, kann man sich das auch mal ein Stündchen anschauen. So der Plan. Spoiler: ging daneben.
Wenn etwas schon derart gehypt wird wie der Indie-Titel, dann erwartet die Leserschaft nun vermutlich zunächst einmal eine Antwort auf die Frage, was dran ist am kollektiven Run – der so groß war, dass die Server in der vergangenen Woche zusammenbrachen, Review-Bombing erzürnter, dünnhäutiger Gamer inklusive. Nun, erst einmal ist „Fall Guys“ denkbar einfach und schnell erklärt: Es ist „Takeshi’s Castle“ in Spieleform. 60 Leute treten an, fünf Runden wird gesiebt, wer am Ende über bleibt, gewinnt. Bis dahin gilt es, verschiedene Maps möglichst zügig zu durchqueren oder im Team zusammen zu arbeiten. Welche Map in der nächsten Runde gewählt wird, entscheidet der Zufallsgenerator, planbar ist also nichts. Sicher ist nur: Auf dem Weg zum Ziel warten jede Menge Hindernisse und außer springen und andere Figuren packen und festhalten kann unser kleiner Blobb, oder wie man die Spielfigur angesichts ihrer Optik nennen mag, gar nichts.
Umso interessanter ist die Dynamik, die sich entwickelt und einen durchaus das eine oder andere über Menschen lehrt: Geht es beispielsweise auf einer Map darum, unter mehreren falschen Türen die Richtige zu finden, die sich dann öffnet, bleiben manche erst einmal stehen und lassen andere die Drecksarbeit machen. Natürlich nur, um dann zeitig genug durch die richtige Tür zu rennen, die ein anderer Spieler geöffnet hat. Ohnehin läuft man lieber nach als vor, irgendwer anders soll schließlich in die nächste Falle rennen, während man selbst von dessen Scheitern lernt und ihn überholt. Sorry.
Anderes Beispiel: Eine Map ist voller Wippen, die sich je nachdem, auf welcher Seite wie viele Spieler stehen, neigen. Rennt man hier blind mit der Masse los, neigt sich die Wippe zu stark und alle fallen runter. Also entweder schneller sein als die anderen, oder tatsächlich auf Kooperation setzen.
Ganz klassische Gruppenpsychologie gibt’s bei verengten Wegen: Hier wollen natürlich alle durch und drängeln wie die Blöden, statt in einer Reihe zu stehen und es so viel zügiger zu schaffen (Japan, Leute! Nehmt euch ein Beispiele an Japan!). Jeder ist sich hier halt selbst der Nächste, wenn es nicht gerade um die Team-Games geht. Bei denen muss man etwa Fußball gegeneinander spielen und auch da zeigt sich, dass es Teams gibt, die das verstehen und andere, die das nicht tun. In welchem man landet – purer Zufall. Ich hatte glücklicherweise eines das wusste, dass zum Fußball auch eine Abwehr gehört und nicht kopflos nach vorne stürmte, sondern sich gut aufgeteilt hat. Ergebnis: Sechs zu eins die anderen vom Feld gekickt.
Was sich ansonsten definitiv lohnt, ist jahrelanges, hartes Training in „Dark Souls“. Auf einer Map etwa pendeln Bälle von links nach rechts im Takt über den schmalen Weg und wer Sen’s Fortress durch hat, lächelt müde (und fällt dennoch runter. Toll gemacht, Volker). Ein wenig taktisches Gespür schadet dennoch nicht, redet man sich halt noch irgendwie ein. Und dennoch ist vieles auch einfach zufallsbasiert und damit nicht wirklich planbar. Manchmal klappt’s halt einfach, deutlich öfter nicht.
…und es macht trotzdem Spaß, denn „Fall Guys“ ist wunderbar knuffig anzuschauen, sehr „Fortniteig“ in der Optik und auch in anderen Punkten an den Battle-Royale-Hit angelehnt: Wer auflevelt, bekommt beispielsweise keinerlei Vorteile außer kosmetischen Möglichkeiten, am Charakter rumzubastlen. Hier ein neuer Skin, da ein Extra. Mehr nicht. So kam es, dass mich in der Stunde etwa eine Eule umrannte oder ein Hotdog. Warum auch nicht. Das alles kann man sich natürlich auch gegen Echtgeld kaufen, aber wie gesagt: Vorteile im Spiel gibt’s deshalb keine. Das ist fair und wird hinsichtlich der Einnahmen für den Entwickler dennoch funktionieren, das hat uns „Fortnite“ gelehrt.
Ja und was war nun nach der Stunde? Naja, eine Runde halt noch. Und dann noch eine. Und dann wollte ich auch echt auf Level 6 kommen und 3500 der „Kudos“-Punkte haben, damit ich mir einen blöden Eulen-Skin kaufen kann. Außerdem war ich in den letzten Runden echt gut und mehrmals in der letzten dabei. Für Trophäen-Jäger: Um Platin zu holen, muss man fünf Mal hintereinander den ersten Platz belegen. Richtig gelesen. Auch hier lohnt es, „Dark Souls“ gespielt zu haben. Geduld kann man schließlich nie genug haben. Und damit zurück an den TV. Ist schließlich immer noch heiß draußen und was soll man tun.
1 Kommentar
Ja, Fall Guys hier, Fall Guys da, ohne zu wissen, was das jetzt eigentlich sein soll und nicht genug Muse um selbst nachzuschauen. (Polyneux eilt zur Hilfe!) Nachdem dann so die ersten “Reviews” eintröpfeln: Aha, Takeshi’s Castle: The Videogame. Aber warum (noch) nicht für die Switch? Da würde es meiner Meinung nach am besten hinpassen.